Emetteur: Lorenz Justin Ritz

Destinataire: Raphael Ritz

Lieu d'envoi: Sitten

Date d'envoi: 08-09-1857

Sources complémentaires

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Lettre de Lorenz Justin Ritz à son fils Raphael à Kleinbremen. Réflexions sur la vieillesse et ses maux - L'été chaud et les mauvaises vendanges - Voyage à Berne pour l'exposition d'art et éloge du tableau. - Nouvelles de la famille - Invitation à rentrer au pays via Berne - Etat du Collège de Sion.

Sitten den 8. Herbstm. 1857.

Liebster Rafael!

Dein werthes Schreiben unterm Ersten dieses wirkte, wegen seinem verschiedenen Inhalt, ebenfalls ver- schiedentlich auf mich. 

Deine ächt kindlichen und aufrichtigen Wünsche auf mein Geburts- und Namenstag, für mein fernres Wohlsein und so fort freute mich sehr und (wan| wen?) auch nur ein kleiner Theil hiervon in Erfüllung gehen würde, könnte ich schon zufrieden sein. Allein in meim Alter (62 Jahre) ist so wenig mehr zu hoffen, dass man sich dessentwegen nur gar keiner Täuschung hingeben soll. Im sechszigsten Jahre fängt das Alter mit allen seinen Unbehaglichkeiten an; und so geht es unaufenthaltsam bergabwärts von einer Unge- mählichkeit zur andern, von Stuffe zu Stuffe dem Grabe zu. Die grösste Krankheit ist das Alter; und hier hilft kein Doktor mehr. Doch dank schönem Dank für deine kindlichen Gesinungen und dein dankbarer Herz. Der liebe Gott wird für mich, für dich, für uns alle dess (weitern| weitere?) sorgen; hoffen wier auf ihn, halten wier uns an ihn, und alles wird zum besten gehn. 

Dass du so schwach von Gesundheit und so manchen unbeliebigen Unpässlichkeiten ausgesetzt bist, dess bekümmre mich auch den es ist nicht nur hinderlich im Studieren, sondern du leidest dabei und verdirbst deine jungen Tage in der Fremde.

In hier geht es mit uns den gewöhnlichen Weg. 

Wenig Beschäfftigung, dass etwas einträgt. Dafür aber einen trocknen und heissen Sommer. An vielen Orten ist das Heu, an andern Orten (das Emt und die Erdapfel| das Ernt und die Endapfel?) verbrannt. Dem Wein hat es uns im Frühling etwas gefrohren und etwa for sechs Wochen hat noch ein seltens Hagelwetter auch Schaden gemacht, so dass wier dieses Jahr zwar guten, aber sehr wenig Wein machen werden. Desto mehr aber ist Wein im Waadtlanden und der übrigen Schweiz; dieses habe ich selbst gesehn als wir nach Bern gegangen sind. Mama wollte auch mit kommen und dein Tableau zu sehn und so weiter Dein Bildchen gefällt mir sehr wohl. Ich habe es lange betrachtet, und gefiel immer besser. Auch andre finden es gut, wie zum Beispiel der Inspektor der Kunstausstellung der Bildhauer Christen , Schwager Franz in Stans, wie mir Herr Heinrich geschrieben hat und so weiter Kritik habe ich darüber noch keine gesehn; der der ! Bund ist so eben erst mit den Landschaften fertig; da wurde auch Herr Meyer von : Luzern in Düsseldorf gelobt. Im allgemeinen weiset diese Kunstaus- stellung keine grosse Kunstwerke vor. Die besten kommen von Zürich, München, Düsseldorf und Iatalien.– 

Herr Caspard in Stanz war auch mit Franzen in Bern und Herr Onkel Louis war im Bad Saint Mauritzen in Bündten. 

Schwester Lorete (Mar. Agatha) hat sich einen Fuss (verenkt| verrekt?) verankt der noch immer nicht ganz besser ist; das gute Kind hat sonst so wenig Gesundheit, ohne noch Arm oder Beine zu brechen. – 

Du äussertest jezt schon im zweiten Brief ein warmes Verlangen, eine Vakanzreise naher Hause zu machen, ob gleich wohl du in Düsseldorf noch zwei Bilder zu verfertigen hast, und folglich dazurükehrn musst. –

So komme in Gottesnahmen; man reiset jezt wegen den Eisenbahne nicht so theuer. Und es kann dir an einem andre Orte nützlich sein. 

Kehre in Bern beim eidsgenössische Kreuz, gegenüber dem Zeughause ein; dorten ist man sehr billig; und vieleicht triffst du da dem Bruder Wilhelme, der nun auch noch nach Bern will. 

Benutze die noch gute Jahreszeit und schöne Wittrung. – 

Ich sehe mit Verlangen deiner Ankunft entgegen, wo man dan so manches sich zu erzählen und über manches sich zu verstandigen hat; ein parr Wochen in der lieben Schweiz wird deiner Gesundheit gut anschlagen. Uebrigens wirst du dann das eint oder andere Bild wohl verkaufen konen, um wieder ein parr Franken ein zu sammlen. 

Da wir dich also in kürzester Zeit in hier erwarten, so spahre ich alles Uebrige auf mündliche Besprechungen auf. Und unterdessen grüssen wir dich alle von Herzen und wünschen dir eine glückliche und nützliche Heimreise. 

Dein VaterL. J. Ritz

N.S. Seitdem Herr Domherr Rion todt ist, geht es am (Lycum| Lyceum?) nicht mehr recht vorwärts. Noch immer kein Prefekt, mehrere Professoren Demission, wie Clos und Eugen de Riedmatten; kein (Leben| Lebem?) . Auch Herr Domherr Gard trittet aus, und die neue Regierung hat noch nicht einen einzigen Professore wieder ernamset. Niemand weiss daher, voran man ist. – 

Nota Bene Wilhelm ist vieleicht gerade am eidgenössischen Gebethtag (20 dieses) in Bern und am 17 oder 18 in Zürich. –