Emetteur: Lorenz Justin Ritz

Destinataire: Raphael Ritz

Lieu d'envoi: Sitten

Date d'envoi: 15-08-1857

Sources complémentaires

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Lettre de Lorenz Justin Ritz à Raphael à Kleinbremen : Bon conseil - Rester plus longtemps à Düsseldorf - En Valais on commence à devenir difficile et délicat parce que de temps en temps on voit des images de saints de Paul Deschwanden - L'exposition de Berne - Sécheresse dans les Leukerberge et Zeneggen - Tout est cher à cause du nouveau système d'impôts et du chemin de fer attendu - Beaucoup de voyageurs dans le Vispertal et à Leukerbad et Saxon - Le Valais ne connaît que des images d'église et des portraits du peintre Bruchoud de Bagnes - Nouvelles de connaissances - Autel dans le Mayen Roten.

Sitten den 15 August 1857.

Theurster Rafael!

Hier übersende dir laut Bitte unterm 1. August (Klein Bremen) wieder zweihundert Franken, Portion ordinaire bis dahin, und wünsche recht guten Empfang. Dein lieber Brief aus Klein Bremen war mir ganz unerwartet; den ich glaubte dich viel eher mit der Heimreise beschäfftiget als anderstwohin. – 

Du bist nun bei Jahren, und bist klug genug, um zu wissen, was für dein kümftiges Wohl gut ist; den die Erfahrung macht die Kunst. Ich kann dir daher nichts besseres rathen, als: Sorge für die Zukunft, für Lob, Ehre und Glück. – Deine Licht- und Sonnenstudien werden dir nicht nur für die noch unvollendet zwei Tablaux dienen, sondern werden auch fernres ihren grossen Nutzen haben. Wan ich ein reicher Vater wäre, wollte ich dir sagen, bleibe nur noch länger in deinem Düsseldorf, und bilde dich nach Wunsch aus; den im Wallis bist du allein und dir selbst überlassen. Hier sind keine Führer mehr, keinen Kunstsammlunggen und nichts anders als die schöne Natur. Auch Kenner und Liebhaber sind wenige, dennoch fängt man an difficil und heikel zu werden, weil man hin und wieder heiligen Bilder von Paul Deschwanden siehet und auch Notitzen von Kunstausstellungen lieset.

Die Ausstellung in Bern ist von Hier aus noch wenig besucht worden; doch hat man dein Hausierer gesehn und man findt ihn hübsch, aber theuer, auch den Rahmen etwas alt. Auch Chappelet und Vailland von Monthei hätten Portraits ausgestellt. –

Lieber Rafael, ich weiss, dass du den rechten Weg der Kunst betretten hast; ich bin überzeugt, dass du auf der Kunst und Ehrenbahn unverdrossen fortwandelst, Fleiss und Beharrlichkeit hast. Und dass ist schön und gut; den Ehrbegierde und rastlose Arbeiten erfordert es ein, das Talent auf eine gewisse Höche zu bringen. – 

Nur schade, dass oft solche Künstler, nicht reich sind, und manchmal sich mühesam durchschlagen müssen. Auch dir werde es nicht besser gehen, wan du aufs Wallis zählen wolltest. Allein du wirst bei deiner Rückkunft einen weitern Wirkungskreis dir auffindig machen; die ganze Schweiz ist dein Vaterland; und in mehrere Kantonen hast du schon endtweders Schulkameraden oder wichtige Männer für dich, die dir nützen werden und dich führen werden, um mit Nutzen zu malen und das Ausgesääte wieder einzuärnten. Lehrne, was du willst, aber was unternimmst, das lehre recht; und diesen Rath hast du befolgt; und ich habe dazu gerathen und geholfen, so lange ich konnte. Und weil es dir nicht an Talent fehlt, und biss dahin die Ehrenbahn, den rechten Weg, verfolgt und betretten hast: So gehe auf diesem Wege nur vorwärts, für das Weitre wird der liebe Gott sorgen. Und nochmals: Wer säät wird (ärnthen| ärntten?) ärnnten . Mache daher deine Bilder (nun| nunn?) nur unnd fertig, studiere so weit du kannst, bleibe so lange du es für nöthig findest, besonders wan du dir selbst helfen kanst, und komm aber auch zu Hause in die liebe Schweiz, so bald es dir beliebt. Du bist bei uns mit Freuden aufgenohmen; für das fernre Studium und Fortkommen wollen wir dan hier sorgen. Ich denke, wan du die zwei Bilder fertig hast, (du| der?) würdest wohl zurückkommen besonders, wan du nichts verkaufen könntest. Ueber alles dieses wirst du mir dan schreiben. 

Bei uns dahier ist nichts Neues; alles geht geht seinen gewöhnlichen Weg; wir sind alle so leidentlich wohl und gesundt, wie es das Alter sein kann. Die Geschäffte (gehe| gehen?) wie gewöhnlich, das heisset alles im (Kleinen| Kleinrn?) wie man dessen im Wallis gewohnt ist; rinnet es nicht, so tropft es doch.

Die Wittrung ist schön, aber trocken. Wegen der Tröckne hat es in den Leuker Bergen, in Stalden und Zeneggen (kein Heu geben| keine Heugaben?) . Im Grund hingegen ist es ziemlich fruchtbar, doch (lebt| wechst?) wächst nur wenig, und Wein dessgleichen, weil dieser im Frühling gefrohren, und, was besonders uns betrifft, hat es letzthin in Gundis dem Wein durch Hagel verdorben. Somit werden wir eine kleine Weinlese machen; was es aber gibt, wird um so besser werden; in der übrigen Schweiz, ein gesegnetes Jahr. Alles ist jezt theuer, ist aber theils erkünstlet, wegen dem neuen Steuer System, (Forstwesen| Forswesten?) und der erwarteten Eisenbahn. Reisende sehr viele, besonders ins Visperthal. Die Bäder von Leuk und

Saxon sind voll und die ganze liebe Schweiz ist voll. In Bern war ich noch nicht, werde aber nächste Woche hingehn; ich freue mich dein Bild zu sehn; daselbst habe ich für die Zeichnungsschule einzukaufen; ich muss nun trachten Büsten

zu bekommen. Das Zeichnungswesen hat letzes Schuljahr dahier zimliche Fortschritte gemacht, und es ist möglich, dass verschiedene Maler auftretten werden, wan es den einten nämlich nicht zu nidrig, den andern aber nicht zu theuer ist. 

Lieber etwas Gutes, denn gegenwärtig ist es mit den (Preiss- verderben, Pfuscheren| Preiss- verderbrn, Pfuschernn?) nicht auszuhalten. Und gerade diese haben mehrsten zu thun. Wallis kennt eigentlich die Malerkunst nicht weiter als: Kirchenbilder und Portraits. Der Letzrensind in allen Dörfern zu machen; und unser Bruchoud von Bagnes geht aus einem Dorf ins andre und findet überall Liebhaber, dass bei dieser Gelegenheit, die Dumheit selbst, auch in Kirchen und Kapellen malen lässt, versteht sich von selbsten; wan es nur wohlfeil ist, es muss einen ehrlichen Mann ärgeren. 

Und jetzt ende mit einigen Notizen unserer Freunde und Gönner. Père Furrer war wärend 3 Wochen im Mayen Roten , allwo auch ich sechs Täge war, um ein Altärchen zu arangieren; und heute geht es nun auf die Congregation nach Luzern. Herr Berchtold war wärendt einem Monat in Möril ist nun zurück; Herr Professor Calpini blieb immer hier. Herr Hänzen und Perrig sind noch im Mayen. Pfr. Stockalper, sein Bruder der Domherr und Professor Gard sind wirklich in Weine, werden aber, die Eisenbahn benutzend auch nach Norden kommen; mehrere Grossheiten waren in Bern, und etwa nächste Woche treibt es nun auch mich dahin. 

Diese und wier alle grüssen dich nun herzlich und wünschen dir alles Gute. Besonders lässet sich Mama für deinen Festwunsch nochmals bedanken. 

Lebe wohl, dein Vater Lorenz Justin Ritz.

Herr Tavernier bauet nun ein Häuschen vor dem (Rhonthor| Rhonthore?) , wo nun weit davon die Eisenbahn vorbei gehn soll. Herr De Riavz und Kuntschen (Saviese-- Gass) sind gestorben. Wilhelm ist wohl, und von Stans aus weiss ich nichts. –