Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 09-05-1857

Sources complémentaires

Lien vers l'inventaire en ligne

Raphael Ritz au père. Projet d'envoi de sa peinture à Berne "le colporteur" et sa photo - nouvelles de la santé et de la météo.

Düsseldorf den 9 May 1857.

Bester Vater!

Ihre lieben beiden Briefe habe ich erhalten und bitte Sie um Verzeihung, dass ich Ihnen wegen meinem Stillschweigen Sorgen gemacht habe. Nicht Unpässlichkeit, sondern ein anderer Umstand verzögerte die Antwort und damit die Anzeige meines Bildes und so weiter Sie wissen, dass ich jetzt zwei Bilder male, und eins davon wollte ich auf die Ausstellung in Bern senden; meine dreiwöchliche Unpässlichkeit verzögerte aber die Vollendung desselben, so dass ich’s nicht vor Juni fertig haben kann. Um aber auf jeden Fall ein Bild, zu rechter Zeit noch, nach Bern senden zu können, schrieb ich schon gegen Ende März nach Hannover, noch vor dem Schlusse der dasigen Kunstausstellung (und somit noch zu rechter Zeit) und verlangte gleich mein Bild nach Düsseldorf zurück. Noch ist das Bild nicht angekommen und doch könnte es längst hier sein. Drei Briefe sind deswegen schon versendet worden, denn auch der hiesige Künstler-Verein hat sich dessen angenommen. Villeicht ist meinem Bildeein Unglück widerfahren; es ist nicht das erste Mal, dass so was auf dem westdeutschen Kunstausstellungsverein begegnete (diese Kunstausstellung ist nämlich diejenige von Hannover und Halberstadt et cetera ). Nach Bern habe ich geschrieben, gleich nach Empfang Ihres Briefes, nämlich an das Central-Comité der schweizerische Kunst- und Industrie-Ausstellung et cetera , habe Namen, Grösse und Preiss des Bildes angegeben und auch obigen Verzögerungs- Umstand, an dem ich nicht Schuld bin, erwähnt. Ich habe alles gethan, was ich thun konnte, damit ein Bild wenigstens von mir zu rechter Zeit in Bern ankommen möchte. – Sobald das Bild hier anlangt, werde ich’s (nach Firnissirung der eingeschlagenen Parthien, die bei der Versendung noch zu frisch, nass waren), gleich nach Bern schicken und zwar als Passagier- oder Eilgut, (per Personenzug), weil es per Güterzug zu langsam geht. Eilgut ist bedeutend theurer aber sicherer als per Güterzug. (Die Bilder von Julius Rieter wurden per Güterzug nach Bern geschickt und brauchten fast zwei Monate zu dieser Reise, was den in Kasten eingeschlossenen Bildern gewiss schädlich ist, – während das Eilgut in ein paar Tagen schon in Basel ist.) – 

Weil ich nun eben immer die Ankunft dieses Bildes abwartete, dadurch verzögerte sich auch dieser Brief an Sie.Somit würde also mein zweites Bild nach Bern kommen. Es ist aber viel besser als das erste, das voriges Jahr hier ausgestellt und gekauft worden ist. Weil es sehr aus- geführt ist, so wäre es sehr gut, wenn es nicht zu hoch oder an einen zu dunkeln Platz gehängt würde. Sein Name ist: « der Hausirer », die Grösse, mit dem Goldrahmen mitgerechnet: Höhe 34 ½ Zoll rheinisch, Breite 30 Zoll. Den Preiss habe ich angesetzt auf 20 Friedrichs d’or oder 425 Schweizer Franken. Man findet das hier billig. – Es ist eigentlich ein Walliser-Genrebild; im Costum habe ich einiges verändert, weil sich’s so besser macht. Wenn Sie es wünschen, so sende ich Ihnen gelegentlich einmal eine Photographie davon; es ist nämlich hier allgemein gebräuchlich, dass man die Bilder photographieren lässt, sobald sie fertig sind; das ist nicht nur ein Andenken daran, sondern es kann auch früher oder später von materiellem Nutzen sein; und dann ist es bei uns auch gebräuchlich, von jedem Bild eine Photographie an Professor Jordan zu geben. – 

Mein Husten hat erst vor Kurzem aufgehört; er wurde sehr heftig und hartnäckig, bei Tag und bei Nacht. Doch arbeitete ich dabei, soviel als möglich war; und das mag auch mit Ursache gewesen sein, dass er so lang dauerte; ich musste dabei auch natürlich von Hause nach dem Atelier gehen und zurück,und dann das äusserst veränderliche, bald warme, bald sehr rauhe, windige Frühlings-Wetter. Namentlich herrschte der Ostwind sehr lange, der mich immer wie viele andere angreift; so auch der Uebergang vom Winter zum Frühling et cetera ; überhaupt bin ich für den Wetterwechsel sehr empfindlich. Das liegt in meinen Nerven; denn innerlich glaube ich sonst gesund zu sein. – Der Winter war seltsam schön, ohne Schnee (wenns auch ein paarmal schneite, so war es doch gleich wieder über), aber der Frühling schlecht. – 

Ihr gütiges Anerbieten nehme ich mit Dank an. Ich wünsche allerdings eine neue Geldsendung, weil ich kein Geld mehr habe. 

Verschiedenes hätte ich noch zu schreiben, zum Beispiel auf Keller’s Vorschlag et cetera , aber Mangel an Raum und an Zeit nöthigen mich zum Schliessen. Also nächstes Mal darüber. Der Brief muss gleich verreisen. 

Tausend Grüsse an Sie, an Mama, Wilhelm, Lorete, – ferner an alle oftgenannten Gönner, Freunde, Verwandten, Berchtold, Furrer, Calpini, Henzen, Kalbermatten, Fumeaux et cetera et cetera  

Ihr dankschuldigster Sohn Rafael.