Emetteur: Lorenz Justin Ritz
Destinataire: Raphael Ritz
Lieu d'envoi: Sitten
Date d'envoi: 11-04-1857
Lettre de Lorenz Justin Ritz à son fils Raphaël à Düsseldorf. Vœux de santé et d'art - L'exposition d'art à Berne - Maladies et tremblements de terre en Valais - Le docteur Keller souhaite attirer Raphaël à Zurich - Wilhelm ne sait pas comment l'aider - Maladie du chanoine Berchtold - Les élections au Grand Conseil à Sion et à Goms.
Sitten den 11. April Charsamstag 1857
Lieber Raphael!
So sehr es mich schmerzte zu vernehmen, dass du in die drei Wochen krank warst, leiden musstest und nicht studieren konntest, eben so sehr freut es mich nun, dass du wieder wohlauf bist, und deine Studien fortsetzen kannst. Da es scheint, du besitzest nicht die festeste Gesundheit: So musst du desto mehr ein wachsames Auge auf alle deine Schritte haben; hindurch kann manchem vorgebogen werden. Das Du auf den Gedanken gefallen bist, auf landschäftliche Genres zu verfertigen, kann ich dich nicht tadeln, zumals, wan selbe besser gefallen und verkauflicher sind. Es kann ein Künstler von Glück sagen, wan er dem Publikum ins Herz greifen kann, wen er Gegenstände zu wählen weiss, die nicht gemein nicht durchgepeitscht sind, und eben dessentwegen, als etwas Neues, besser gefallen. Und gerade deine Kinder-Idille, ist etwas frommes, welches besonders das Frauengeschlecht ansprechen wird.
Für die Kunstausstellung in Bern musst Du jedenfalls etwas einsenden, den Du bist beim Kantonal Comitee eingeschrieben, nur wusste ich den Gegenstand und die Grösse noch nicht anzugeben. Der Kanton Wallis wird arm genug vertretten sein an Kunst und Industrie Gegenständen; daher ist jedes Stück, jeder Aussteller sehr willkommen, besonders etwas Schönes, dessen man bis jetzt vom Wallis nicht gewöhnt, zu sehn ist. Aussteller von Agrikultur werden schon eine gewisse Anzahl sein, besonders in Weinsorten. Vielleicht zwanzig, dreissig und auch mehr. Allein Industrie und Kunst arm, sehr arm. Daher ist es für Dich auf jeden fall von Nutzen so wohl eine Ehre dess Kantons, als eine Empfehlung in der uebrigen Schweiz. Werde das Bild verkauft oder nicht, immer- hin machst du, laut Bild und Rahmen, einen ordentlichen Preiss und sendest selbes direkte nach Bern; wird es daselbst nicht verkauft, so kann es dann zu uns wandern, so haben wir in dessen auch Etwas von Dir.Wegen dem Rahmen muss ich es ebenfalls dir über lassen. Ein schöner Rahmen ziert immer hin ein hübsches Bild; ist aber das Metal gegen das feine Gold nicht so sichtbar, so kann das Tableau immer wohlfeiler angeschlagen werden.
Vom Transport, scheint es mir, gelesen zu haben, man zahle Selben bis 50 Stunden über die Schweizergränze hinaus; und ohne besonderen Unfall, ein Eisenbahn Unglück, kann (| gutverpakten Bilde nichts geschehen. Was kleinere oder grössere Formate anbetrifft, ist ein grösseres immer schwieriger zu machen als ein kleiners; dessentwegen wurde Prussien kein Razhand. Im übrigen muss man sich nach der Deke streken.
Von der Ruhr in Sitten weiss man durchaus nichts, etwas Nervenfieber im Visperthal, mit etwas Erdbeben hin und wieder. Hingegen herschen die Rindspoken durchs ganze Land.
Herr Doktor Keller aus Zürich lässet dich grüssen und wünschte zu vernehmen, wan du wieder ins Schweizerland zurückkehren und wo du dich daselbst dich niederzulassen gedenkest. Dass du mit der Genresmalerei und sonst überhaubt wenig verdienen werdest, das siehet er schon ein, daher wünscht er, wie du schon weist, dich nach Zürich zu locken. Diessmal spricht er freilich nichts vom Politechnikum; er sagt aber: „Wan Ihr Sohn Raphael sich mit Privatunterricht befassen wollte, so würde er in Zürich gute Aufnahme finden. Es ist kein ordentlicher Zeichnungslehrer hier und doch gibt es eine Menge von junger Herrn und Damen, die Unterricht zu nehmen wünschen". –
Wier sind so zimlich gesund und wohl. Wilhelm ist wirklich auch bei uns in der Ostervakanz und ist dieses Jahr mit Brig wieder nicht zufrieden. Er ist ein armer Tropf, der sich selbst nicht zu helfen weiss, und nach meinem Todt, (mager| mag er?) genug sein (Brod| Brot?) wird verdienen können.
Neues nichts, die Wittrung gut, der Simplon ist für Räder Fuhrwerke (aaber| arber?) . Herr Domherr Berchtold hatte wieder einen gefährlichen Anfall, ist aber wieder besser. Er und Stoffel Brunner lassen dich grüssen im Wallis. Aus dem Muttenthal und von Stans nichts Neues. –
Ich ende mein Schreiben mit demWunsche, dass du mit deinem Bilde in der Ausstellung in Bern glücklich seiest; (wem| wenn?) es immer möglich, werde ich auch über die Gemmi dahin gehn, um wieder in der Kunst und anderm neues Leben zu schöpfen, es thut so wohl, weil bei uns auch das ganze Jahr nichts zu sehn ist und der grösste Sudler am mehrsten Arbeit hat, weil er als Pfuscher wohlfeil ist.
Dir alles Gute wünschend grüssen dich alle unsere Freunde, so Wilhelm, Mama und Dein Vater Lorenz Justin Ritz Heute feiern wir das Osterfest bei kaltem windigem und nasser Wittrung; der Schnee ist wieder in Nendaz herunter spaziert. Die neuen Grossrathswahlen dahier, waren den Aristokraten günstig; in Goms hat man zum ersten mal mit Geld Wein Schnaps gewählt. Seiler, war der Urheber, allein sein nun (ausbrünterten| ausbräuteten?) Kameraden Anton Guntren von Münster und Moritz Jost von Ernen, der alles mit gemacht, nur nichts studiert, verliessten den Seiler, und letzter fiel durch. /