Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin RitzMarguerite Ritz-de Torrenté

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 05-04-1857

Sources complémentaires

Lien vers l'inventaire en ligne

Raphael Ritz à ses parents. Rapport sur la maladie et travail sur deux tableaux - Préférence pour les tableaux de paysage - Intention d'envoyer un tableau à l'exposition de Berne - Les cadres des tableaux.

Düsseldorf, 5ten April 1857.

Beste Eltern!

Etwas spät berichte ich Ihnen diessmal den Empfang Ihres lieben Briefes, mit den 200 Franken und den drei Broschuren, die diessjährige schweizerische Kunst- und Industrieausstellung betreffend. Empfangen Sie für alles meinen herzlichsten Dank. – Ein viertes Programme oder Reglement erhielt ich gestern von Bern, durch den Landschaftmaler Julius Rieter, das « Programme de la section des beaux arts », vom comité artistique. –

Ich bin drei Wochen lang unpässlich gewesen, in Folge von Erkältung. Es waren Kopf-, Zahn- und Magen- schmerzen, Rheumatismus und Husten. Ich musste dabei den Arzt und Medizinen brauchen; leider konnte ich dabei auch nicht arbeiten. Solche Unterbrechungen betrüben mich recht; die Zeit ist so kostbar und alles so theuer! Nun aber bin ich gottlob wieder hergestellt, nur der Husten ist noch nicht ganz vergangen, ich kann aber doch wieder malen. In der übrigen Zeit war ich sehr fleissig, ich habe zwei neue Bilder untermalt und bin nun am Uebermalen des einen, während das andere trocknet. Das eine (an dem ich jetzt male), spielt auf einer (sogenannten) westphälischen Diele, Scheune, Stall, Stube; ein Bursch mit einemMädchen, dabei ein Paar Kühe, ferner Hühner, Tauben und anderes Gethier. Es ist frisch aus dem Leben, ächt westphälisch, man findet die Idee gut, karakteristisch und originell. Das andere ist ein landschaftlich Genrebild, oder eine Idylle; ein Baum vorn, vier Kinder verschiedenen Alters (drei Mädel und ein Knäblein) in seinem Schatten, eins bekränzt ein Madonnenbild, das am Baum hängt, daneben sitzen zwei andere, mit Blummenkränze beschäftigt, dabei noch ein kleiner Bub, der auf seiner Graspfeife spielt; ringsum Gebüsch, in der Ferne sonnige Landschaft; Frühling. Der Professor Jordan lobt das Motiv und die Composition. Wenns wärmer wird und die Bäume belaubt sind, werde ich dazu ein Paar landschaftliche Studien machen, nach der Natur, zum Baume et cetera , (was ich villeicht auch hier vor der Stadt machen kann) und was mir für die Zukunft sehr nützlich und wichtig sein kann, da ich eine besondere Vorliebe für landschaftliche Genrebilder habe, und später vorzugsweise solche zu malen gedenke, # das heisst ich ziehe diese vor, die Intérieurs-Genres werde ich auch nicht ausschliessen. – Was sagen Sie zum landschaftlichen Genre? –; sie sind auch beim Publikum beliebter und gesuchter als die Genres in Intérieurs. Auf’s landschaftliche Genre werde ich daher auch bei meinen zukünftigen Studienreisen einen Augenmerk besonders richten. Freilich sind diese Genres auch schwieriger als die Intérieurs-Genres, namentlich in Betreff der Beleuchtung der Figuren, die im Freien ganz anders als imIntérieur und als im Atelier; und ein ganz eigenes, schweres aber dankbares, Studium ist die Wirkung des Sonnenlichts. – 

Wie meine Heimath schöne Intérieurs hat, so bietet sie noch schönere landschaftliche Motive für Genres. –

Nun komme ich auf die schweizerische Kunstausstellung zurück, und hier muss ich folgendes bemerken: die Kosten für den Transport der Bilder sind wie es scheint frei, hie und her; ob sich das auch bis nach Düsseldorf erstreckt? – Die Direction der Ausstellung nimmt keine Verantwortlichkeit auf sich; allfallsige Beschädigungen beim Transport oder sonst muss also der ausstellende Künstler selbst tragen. Auf den frühern schweizerischen Kunstausstellungen wurde zimlich wenig gekauft und nicht besonders gut bezahlt, auf der diessjährigen hoffentlich wird’s besser gehen. Dennoch möchte ich gerne ein Bild nach der Schweiz senden, es ist auch eine Art Pflicht von mir, damit Sie auch einmal ein Bild von mir sehen et cetera Muss ich das Bild direkt nach Bern oder nach Sion senden? Am 1sten Juni müssen die Sachen schon in Bern sein. Sie werden mir hierüber so bald als möglich schreiben und ich werde Ihnen noch nächstens den Namen, Grösse und Preiss des Bildes senden. 

Auch für meine beiden gegenwärtigen Bilder habe ich ein kleines Format gewählt; das kleine Format ist bei Genrebildern meistens üblich; sie werden bei einer sorgfältigenAusführung auch eher gekauft und man lernt doch dasselbe dabei wie bei einem grossen Formate. – 

Wie auf allen Ausstellungen gebräuchlich, werden die Bilder in den üblichen breiten Goldrahmen versendet. Man malt hier auch allgemein die Bilder im Goldrahmen fertig, weil beide mit einander der Farbe und Wirkung wegen zusammen- gestimmt werden müssen. – Der Rahmen zu dem « Hausirer » kostete 6 ½ Thaler, er war grösstentheils aus Metall- oder unächt Gold (matt), nur einzelne Stellen mit ächt Gold (Glanz) vergoldet. Rahmen, die ganz mit ächt Gold, kosten das doppelte und dreifache. Die Kiste, worin das Bild versendet worden, kostete 1 Thaler 25 Silbergroschen (6 Fr. 82 cents), theuer genug für einen einfachen rohen Holzkasten. –

Die Compositionsvereins-Abende haben bis nächsten Winter aufgehört; es waren in unserm Verein bei Jordan 14 im Ganzen, also ebenso viel Compositionen. Mehrere der meinen haben sehr gut gefallen, namentlich die letzte (Blindekuhspiel, 6 Figuren). Nächstens nochmal hierüber. – 

Ist es wahr, dass in Sitten die Ruhr und im Oberwallis das Nervenfieber herrscht? Dass das Erdbeben wieder auf’s Neue hauset? – 

Wenn möglich, so werde ich auch die hiesige grosse Kunstausstellung (vom 7ten Juli anfangend) ein Bild geben, es ist nebst der in Berlin, und Magdeburg (diese beiden letztere finden diess Jahr nicht statt) die vortheilafteste für Genrebilder (in Norddeutschland), so auch für Historienbilder, während auf den andern Ausstellungen Norddeutschland’s besonders Landschaften gekauft werden. In Hanover ist die Ausstellung verlängert worden und wird dann n. Halberstadt versetzt. –

Schliesslich 1000 herzliche Grüsse an Sie, Mama, Geschwisterte, alle oftgenannten Verwandten, Freunde, Gönner, Nachbarn et cetera Rafael. Wünsche allen ein froh glücklich Alleluja.