Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 10-02-1857

Sources complémentaires

Lien vers l'inventaire en ligne

Raphael Ritz à son père à Sion. Joie de la paix à cause de Neuchâtel - Décès de son cher ami le peintre Karl Rieter - Projets de nouveaux tableaux - La photographie du comte Kalkreut de Suisse et des Pyrénées - Météo et inflation.

Düsseldorf den 10/2 1857.

Bester Vater!

Ihre beiden Briefe vom 9ten und 17ten Jänner waren mir recht willkommen; herzlich danke ich Ihnen für die lieben Glückswünsche, die Sie mir aufs Neujahr und auf meinen Geburtstag brachten. So viel in meinen Kräften steht, was ich thun kann, das will ich thun, um mich der Erfüllung dieser Wünsche und des göttlichen Segens würdig zu machen. – 

Der Frieden ist also einstweilen wieder hergestellt; ich wünsche, dass er unserm Schweizer-Vaterlande zur Ehre und zum Vortheile gereiche, und dass das traurige Zwitter-Verhältnis von Neuchatel aufhöre und dieser Kanton endlich ganz schweizerisch werde. – Die Haltung des Suisse hat mich sehr gefreut; ja, das hat Preussen auch nicht erwartet, dass die ganze Schweiz sich in solcher Begeisterung, Eintracht und Macht erheben würde. So konnte sie ausserordentliches leisten, wie ehmals bei Morgarten, Sempach, Sankt Jakob, Murten; sie hat sich ihrer Väter würdig und ihnen gleich gezeigt. – Wie alle Schweizer aus der Fremde zurückkehrten, so hätte auch ich im Falle des Krieges gethan, so wenig ich auch genützt hätte.

Meine Lage hier war eine unangenehme, aufgeregte, die natürlich auch dem Studieren hinderlich war. – Dazu kam noch die Krankheit und der Tod Karl Rieter, meines besten Freundes. Gott gebe ihm die ewige Ruhe! Er war als Künstler und als Mensch gut; er hatte ein grosses Talent, ein schönes Streben und war dabei sehr fleissig, bescheiden und eingezogen; er hatte ein liebenswürdiges, treues, aufrichtiges und keusches Gemüth. Einen solchen Freund und Landsmann hier in der Fremde zu verlieren, das ist ein grosser, herber Verlust. – Sein erstes Bild war ein Moment nach der Schlacht bei Sankt Jakob; nun hatte er den Carton und die Farbenskizze zum « Hallwyl vor Murten» vollendet, als er vom Nervenfieber ergriffen und nach über 40- tägiger Krankheit in den Armen von Mutter und Bruder (die hier waren) starb. Die ganze Künstlerschaft mit Musik und Fahne begleiteten ihn zu Grabe. – Einige Tage nachher kehrten Mutter und Bruder nach Bern zurück. Ich bekam von denselben ein schönes Andenken an den (Verstorbenen| Verstorbene?) , eine Farbenskizze vorstellend den « Tod Struthan Winkelrieds, den Drachentödter » , (mit vielen Figuren), und einige Zeichnungen, ebenfalls Arbeiten von Karl Rieter.

Von Stans erhielt ich letzthin auch einen Brief; alles ist wohl. Auch ich bin gesund und mache jetzt die Cartons zu zwei neuen Bildern: ein Kinder-Idyll (Kinder bekränzen ein Madonenbild, das an einem Baume hängt, während andere noch Kränze flechten) und eine Szene in einer westphälischen Scheune. Ich kann jetzt wieder ungehindert studieren und arbeite fleissig. – Gern schicke ich etwas auf die Schweizerische Kunstausstellung; ich wünschte das spezielle Programm derselben, um die Bedingungen, Zum Beispiel des Transports, zu kennen. Sonst waren die Bilder 60 Stunden von der Schweizergränze frei, die Transportkosten für weitere Entfernung fielen auf den versendenden Künstler. –

Mein Hausirer gefällt hier gut, man sagt, ich werde ihn auf jeden Fall verkaufen. In Hanover beginnt die Ausstellung mit dem 17ten Februar, sie dauert bis in den April. Mit dem Meinigen reisen noch 280 Bilder, bloss von Düsseldorf dahin. Andere Schulen werden auch vertreten sein. – 

Unser Compositions-Verein ist wieder wie Anfangs eingerichtet; (jeden| jeder?) Montag, zuerst Vorlesung und dann Vorzeigung von Compositionen, beliebig ausgeführt. Professor Jordan zeigte uns neulich an zwei solchen Abenden auch eine Anzahl prächtiger Photographien, die der Landschaftmaler Graf Kalkreuth auf seinen Reisen in der Schweiz und in den Pÿrenäen et cetera machen liess. Dabei waren auch einige Blätter, wohlbekannte Stellen aus Wallis, zwei Blätter aus Sion (die Stadt von der Planta aus, und die Majorie, von (Weixlers| Weiklers?) aus), und so weiter

Der Winter ist diess Jahr sehr mild; wir haben noch keinen Schnee. Wenn es hie und da ein bischen schneite, so war der Schnee gleich wieder fort. Auch hier ist Alles sehr theuer. Fast Alles hat aufgeschlagen. Auch meine Hausleute haben seit längerer Zeit schon den Preiss erhöht, ohne dabei zu verbessern, eher das Gegentheil. Aber sie können nicht Anders, weil die Materialien, Lebensmittel, alle so theuer geworden. Ich möchte mich gerne noch billiger einrichten, aber es (hält| fält?) schwer; bloss vor der Stadt ist es möglich, da sind Wohnung und Essen billiger, da muss man dafür aber auch Steuer bezahlen. Ich lebe überhaupt zurückgezogen, sparsam, und doch kostet’s soviel Geld: Kost und Logis, monatliche Honorar, das viele Modell-Geld (Kinder-Modelle kosten 6-10 Silbergroschen , Erwachsene 15 bis 20 Silbergroschen täglich), Kunst-Material; an Kleidern liess ich mir nur das Nothwendige machen, als ein Paar Hosen, Beschuhung, Kopfbedeckung, Reparaturen an Mantel und an den andern Kleidern. Ich habe nun allerdings wieder ein Bild auf der Ausstellung, und die gute Hoffnung, es verkaufen zu können; aber der Schluss derselben, mit dem Bilderankauf ist erst im April, – und ich muss Sie daher vorher nochmals um eine baldige Geldsendung bitten. – Der Mangel an Raum nöthigt mich zum Schliessen; herzlich grüsst Euch Alle, Sie, Mama, Geschwisterte, Verwandte, Gönner, Freunde, und so weiter  

Ihr dankschuldigster SohnRafael.