Emetteur: Raphael Ritz
Destinataire: Lorenz Justin RitzMarguerite Ritz-de Torrenté
Lieu d'envoi: Düsseldorf
Date d'envoi: 13-11-1856
Raphael Ritz à son père à Sion. Ses travaux et études à Kleinbremen - Vente du premier tableau "Toilette d'une jeune fille suisse le dimanche matin" - Le tableau "Le colporteur" est envoyé à l'exposition d'art d'Allemagne du Nord - Pourquoi rester plus longtemps à Kleinbremen.
Düsseldorf 13. November 1856.
Beste Eltern!
Ich habe meine Studienreise nun vollendet und bin wieder in Düsseldorf. Was ich in Westphalen gesammelt und gelernt, das wird jetzt hier zu neuen Bildern benützt und angewendet. Recht viel hat mir der Aufenthalt in Kleinbremen genützt und viel hab’ ich da gelernt. Es versteht sich auch von selbst; erst das Studium, das genaue, einer schönen Natur, der beständige Aufenthalt in derselben; dann das Zusammenleben und der Einfluss mehrerer tüchtiger Künstler. Denn ausser Jordans Schülern waren noch mehrere andere da, Genremaler und Landschafter; man sah nun die Arbeiten eines jeden, sprach sich gegenseitig darüber aus, beobachtete und prüfte die verschiedenen Behandlungsweisen, wie’s so jeder anfängt, – und da lässt sich manches lernen. Das genaue Naturstudium und die eigenthümliche Auffassung eines jeden bewahrt andererseits auch vor blosser Nachahmung; man muss in der Genremalerei individuell oder original bleiben. –
An Studien brachte ich eine zimliche Anzahl mit, Jordan ist damit recht zufrieden und ich werde sie gut brauchen können. Es sind ganz ausgeführte Einzelstudien, ( das heisst nach Details, als Parthien von Vorgrund, Parthien von Gebäulichkeiten et cetera ), auch grössere Parthien, ganze Motive und Intérieurs,und einige Figurenstudien, des Karakters und Kostums des dasigen Volkes wegen. Nothwendig war ferner natürlich auch die Beobachtung des Volklebens, in Haus und Feld, in Leid und Freud, in ihren Gebräuchen, Festen (als Erntefeste, Hochzeiten und der gleichen ); da sieht man Stoffe und gute Motive zu Bildern. – In Betreff der Gesundheit hat mir der Aufenthalt in Westphalen gut angeschlagen; ich befinde mich jetzt ganz wohl.
Indessen für diessmal genug von der Studienreise; ich habe Ihnen noch anderes mitzutheilen. Die Kunstausstellung in Düsseldorf ist jetzt geschlossen; sie war reich besetzt. Der Ankauf der Bilder hat stattgefunden; auch mein kleines Bild (Schweizer Mädchens Toilette am Sontagmorgen) hat der Kunstverein in hier angekauft.
Ich hatte nur ein Bild ausgestellt (und den « Hausirer » aus dem Katalog ausstreichen lassen, bevor er gedruckt wurde), weil ich das andere wegen meiner Unpässlichkeit im August nicht vollenden konnte und Düsseldorf gleich verlassen musste. Nun lege ich die letzte Hand an den Hausirer und sende ihn auf die norddeutsche Kunstausstellung, die nächstens beginnt. Zugleich habe ich einige neue Compositionen bereit. –
Für mein Bildchen hatte ich 12 Friedrichs d’or (à 5 Thaler 20 Silbergroschen) angesetzt; die Summe ist mir bereits ausgezahlt worden. Damit bezahlte ich den Professor Jordan. Ihr Geld habe ich erhalten und in Kleinbremen gebraucht. Auch den anderen Brief erhielt ich daselbst; ich danke Ihnen für die Wünsche und für alles. Sie werden auch errathen, dass ich eine neue Geldsendung wünschte.
Beiliegend sende ich meinen Pass; er muss auf ein Jahr verlängert werden, gemäss polizeilicher Verordnung. –
Meinen Aufenthalt in Westphalen hatte ich verlängert, ich war länger da, als ich anfangs dachte, weil das Wetter (die ersten paar Tage abgerechnet) immer so schlecht war, dass ich einige nothwendige Studien im Freien nicht machen und vollenden könnte und somit warten musste, bis endlich sonniges Wetter kam. Dazu malte ich auch einiges, das ich zwar villeicht nicht gerade diesen direkt brauche, das aber zu interessant war, anderswo nicht zu finden ist und das ich früher oder später sehr gut brauchen kann. Die Gelegenheit war einmal da und ich komme nicht alle Tage nach Westphalen. Nächstes Jahr wünschte ich doch sehr, Sie wieder zu sehen. –
Nun tausend herzliche Grüsse an Sie, Mama, Wilhelm, Lorette, so wie an alle unsere Gönner, Freunde, Verwandte und Bekannte.
Ihr dankschuldigster SohnRafael.
Nota Bene Meine Wohnung ist noch immer bei Lamertz, in der Ratingerstrasse.