Emetteur: Lorenz Justin Ritz
Destinataire: Raphael Ritz
Lieu d'envoi: Sitten
Date d'envoi: 13-10-1856
Lettre de Lorenz Justin Ritz à son fils Raphael à Kleinbremen. Souhait de vivre pour ses enfants - Souhaits pour la fête de son prénom - Les vendanges - Wilhelm à Brigue a besoin d'aide et de conseils - Sœur Lorette à Muotathal prononce des vœux perpétuels - Concert à Sion avec le chanteur Mengis et Mlle de Riedmatten.
Sitten am 13. October 1856.
Theuersten Raphael!
Endlich ist es an der Zeit, dir dein werthes Schreiben unterm 5ten dess Verflossene, zu beantworten, sonst möchtest du alsdann von Kleinbrehmen wieder fort sein. Allererst danke Dir, für die guten und aufrichtigen Wünsche auf mein Geburts- und Namenstag. Du hast an Etwas gedacht und gethan, was hier zu Hause alle vergessen haben, den bis es am Abend ein Capuziner (P. (Heiss| ) aus (| , dachte niemanden daran.
Ich bedanke mich daher herzlich für deine kindlichen Wünsche für mein ferneres Wohl. Und wan ich noch länger zu leben das Glück habe: So soll es nur grösstentheils meinen Kindern gewiedmet sein, nämlich nebst dem ewigen Leben jenseits auch das Irdische, so gut es angehn mag, auf gute Beine zu stellen, (einen| mein?) dauerhaften Grund zu legen. Und dieses glaubte ich stäts, zuerst in meiner guten Erziehung zu finden. Zu diesem Ende habe ich nun viel ja mein Möglichstes gethan, und mit euerer ernstlichen Mitwirkung kann und muss es gehen. –
Da in zechen Tägen auch dein Namenstag eintrifft und ich bis dahin nicht mehr schreiben werde: So benutze diesen Anlass auch Dir meine Festwünsche darzubringen, und zwar im Namen unser aller.
Allererst, wünsche ich dier eine gute Gesundheit und Beharrlichkeit in deinen Studien; dann hoffe und wünsche ich, du werdest es wohl so weit bringen, dein Brod in allen Ehren verdienen zu können.
Als dann wünsche ich von Herzen, dass Du, nebst schönen Wissenschaften im Zeichnen und malen, auch in deinen Schöpfungen glücklich seiest; dass heisset, dass Du stäts solche Gegenstände für deine Bilder wählen möchtest, die das allgemeine Publikum ansprechen; ein gefälliger Gegenstand gut gedacht und kunstvoll ausgeführt, hat bei nahe doppelten Werth, wird viel eher verkauft und an den Mann gebracht. O, ja: Von ganzem Herzen wünsche ich Dir Glück und einen guten Namen. Tugend und Wissenschaft haben es auf dieser Welt in älteren und neueren Zeiten stäts weit gebracht; diese zwei Himmelskinder müssen aber stäts zusammen wirken den eines ohne das andere, hat gewöhnlich wenig werth, und beisammen, ist es unschätzbar. –
Das Geld wirst Du nun wohl erhalten haben; und bist Du dann nach Düsseldorf zurück, so schreibst Du mir wieder.
Da hier ist man allgemein der Ansicht Du werdest und müssest ein guter Maler werden, und ob der liebe Gott will, so so ! sollen die Leuthe sich in ihren Erwartungen nicht betruegen.
Bei uns haben wier schöne Wittrung, und die Weinlese fällt nicht übel aus. Den (Weissen| Weisen?) haben wier fertig und mit dem Rothen fangen wier erst künftige Woche an.
Qualitait ist gut und Quantität mehr als mittelmässig. Der Wein bleibt aber dennoch theuer, weil die Aernnt nicht überall gut ausgefallen ist.-
Wilhelm habe ich die (vergangne| vergangen?) Woche wieder auf seinen Posten nach Brieg begeleitet. Diese Zeichnungsstelle gibt aber bei der gegenwärtigen theuere Zeit wenig Gewinn; wan sich der gute Wilhelm, nicht mit seiner Drechslerkunst durchbringen kann, so hat er meiner noch etwelche Jahre zur Aushülfe und Führung noch nöthig, und späther hin vieleicht auch Deiner; auf jeden Fall hin, wan er nicht etwa gar heurathen will, hat man an Ihme einen guten (Handlanger| Handlenger?) .
Im Muttenthal ist Morgens, ein grosses Fest; Drei Novitzinen legen ihre letzten Gelübde ab und tretten somit difinitif ins Klosterleben. Unter diesen dreien befindet sich auch, wie Du wohl merkest, unsere liebe Lorete, Schwester Maria Agata. –
Es ist mir sehr leid, dass, von wegen der späthen Zeit wegen der Weinlese und dem Schuljahre, dass allenthalben wieder angefangen hat, und auch wegen deiner Abwesenheit niemanden von uns zugegen sein kann. Ich hoffe aber, weil es schöne Wittrung macht, die von Stans werden nicht fehlen, den Herr Onkel Louis ist Vater an meiner statt und Jungfer Tanta (Kathrinneli| ist geistliche Schwester; und als Schaffner wird auch Herr Hauptmann von Deschwanden zugegen sein.
Ich wünsche nun dem guten Kinde Glück zu seinem Stande, in hat es uns Materielen und moralischen viel gekostet So wird dieses ich hoffe, nicht umsonst sein; das ist nun in seinem Element glücklich, und wird für uns alle bethen.– Ich muss es bekennen, es macht mir eine grosse Mühe, nicht dass das Kind im Kloster bleibt, den es hat ja nun endlich gefunden, was es wärend (einer| inner?) (Reife| Reihe?) von 10-12 Jahren gesucht hat; aber was mir unendlich Mühe macht, ist, dass noch weder ich noch jemanden von uns zugegen sein kann, und ich (| nicht, es wird auch der Professin Mühe machen. –
Gestern abends, hatten wier dahier ein unerwartetes Conzert im Theater. Die Einnahme galt Herr Metfessler, vorjährigen Direktor und Hauptführer am helphetischen Musikfest dahier, welcher auch zu gegen war; dem den viel und weltbereiste Sänger Mengis und den noch eine unbekannte Virtuosin, nämlich Fräulein Marie von Riedmatten, derren Vater General in Neapel ist, und welche auch daselbst gebildet wurde; sie hat eine schöne Stimme, ist aber nur klein von Person.
Raum und Zeit bald zu Ende, grüsse Dich von Herzen, Mama und Wilhelm stimmen ein, so wie auch alle deine Freunde und Gönner. Lebe wohl recht wohl dieses wünschet dein bekümmerter
Vater Lorenz Justin Ritz