Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 11-08-1856

Sources complémentaires

Lien vers l'inventaire en ligne

Raphael Ritz à son père à Sion. Intention de passer les vacances en Westphalie et d'y travailler - La santé laisse beaucoup à désirer - Bonne récolte de céréales.

Düsseldorf den 11 August 1856.

Bester Vater!

Vorgestern Abends erhielt ich Ihren lieben Brief und heute beantworte ich ihn schon, was wohl beinahe was seltsames ist, da ich sonst die schlechte Gewohnheit habe, im Beantworten der Briefe saumselig zu sein. – Der Inhalt freut mich sehr, besonders desswegen, weil Sie sich alle wohl befinden.

Gewiss wäre ich auch diess Jahr sehr gern wieder in die mir stets liebe Heimath gegangen, da ich Euch alle sehr gern wieder sehen und sprechen möchte; indess muss ich diessmal der Kunst ein Opfer bringen. Die Reise nach Haus hin und her kostet so viel, dass ich mich dafür schon in Westphalen aufhalten und Studien malen kann. Die Gegend liegt sehr nahe und die Reisekosten dahin sind sehr gering. Für den Genremaler ist da trefflicher Stoff zu Studien; Gebäulichkeiten, Häuser, und der gleichen von innen sowohl als von aussen, sind sehr interessant und malerisch, das Landschaftliche bietet ebenfalls viel Schönes, idyllisches und Eigenthümliches, so auch das Volk. Die meisten Schüler Jordans reisen ebenfalls dahin und wir werden uns auf dem Lande einquartieren. Die meisten Studienwerde ich im Freien machen, was meiner Gesundheit auch sehr zuträglich sein wird, da die Luft rein und gesund sei. Die Dauer des Aufenthaltes daselbst wird je nach Umständen ein, höchstens zwei Monate sein. Habe ich die zu meinen nächsten Bildern nothwendigen Studien gemalt, so kehre ich nach Düsseldorf zurück und ins Jordan’sche Atelier, um gleich wieder mit den neuen Bildern selbst anzufangen; die Compositionen dazu sind bereits gemacht.

Mit der Gesundheit wünschte ich’s etwas besser. Seit einiger Zeit leide ich viel und oft von nervösem Kopf- übel und von Nervenschwäche, die in letzter Zeit noch zimlich zugenommen hat. Ich muss daher so bald als möglich auf einige Zeit von hier fort, wenn ich mich nicht einem Fieberanfall aussetzen will, (wie voriges Jahr). Es versteht sich von selbst, dass ich auch ärztliche Hülfe in Anspruch genommen, um Schlimmeren zuvorzukommen. 

Da nun auch wieder mein Geld zusammengeschmolzen, so möchte ich Sie um eine neue Geldsendung bitten. Sie werden es, wie bisher, an mich, bei Lamertz in hier, adressiren; die Lamertz werden es an meine Adresse in Westphalen nachsenden, wenn ich bis dahin allenfalls schon verreisst bin. –

Die Getreide-Ernte, mit der man jetzt hier beschäftigt ist, soll gut ausfallen, die Preise sind bereits gesunken. Das Wetter ist jetzt oft sehr heiss, es fällt ihm aber noch immer ein, plötzlich mit Gewitter loszubrechen oder ganz kühl zu werden.

Von Stans und Zürich her habe ich noch keine Briefe erhalten. Wie ich höre, soll’s mit dem Erdbeben in Visp noch immer nicht aufgehört haben. 

Nun noch 1000 herzliche Grüsse an Sie, Mama, Wilhelm, Lorete oder Schwester Agatha, von  Ihrem dankschuldigsten SohnRafael.  Meine Grüsse an die Verwandten, Gönner, Freunde, in Sitten, Goms, Stans, et cetera –