Emetteur: Ferdinand Keller

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Zürich

Date d'envoi: 08-05-1856

Sources complémentaires

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Docteur Ferdinand Keller à Lorenz Justin Ritz. Je regrette d'avoir manqué la visite de Raphaël. Restez en vol à Wesen. Merci pour le dessin du soi-disant Mur Vibérien envoyé par Wilhelm Ritz.

Mein verehrtester Herr und Freund

Am 30 Nov. des verflossenen Jahres hat mir Ihr Sohn Raphael von Sitten aus geschrieben, er habe mich bei seiner Rückkehr von Düsseldorf im August besuchen wollen, aber nicht zu Hause angetroffen. Ich habe diess um so mehr bedauert, da er vielleicht meinetwegen den Umweg über Zürich gemacht, und da ich ihn auch wirklich erwartet habe. Zu Folge einer Bemerkung in einem frühern Briefe vermuthete ich, er würde nicht im Sommer, sondern im Herbst Düsseldorf verlassen und mich zu dieser Zeit zu Hause finden. Es wære mir sehr lieb gewesen, wenn er mich von seiner Reise in Kenntnis gesetzt hætte. Ich würde dann in meinem Hause die bestimmte Anweisung zurückgelassen haben, dass er, ich ihn bitte, mich in meinem Landaufenthalt zu besuchen. Ich brachte næmlich mit Professor Brunner in Bern, dem Praesidenten der Bernerischen Künstlergesellschaft, einem eifrigen Landschafts maler, und meiner Haushælterin, mehrere Wochen in dem Dörfchen Fly bei Wesen am Walenstattersee zu, in einer der schönsten Gegenden unsers Landes.Ich hætte mich ungemein gefreut, ihn ein Paar Wochen bei mir zu haben und ich bin überzeugt, der Aufenthalt hætte ihm nicht missfallen.

Gegenwærtig ist also Herr Raphael wieder in Düsseldorf. Wenn Sie ihm schreiben, so haben Sie die Gefælligkeit ihm einzuschaerfen, dass er nicht unterlasse mir zu schreiben, wenn er nach Zürich zukommen gedenke. Im Sommer mache ich Ausflüge, im Spætherbste und Winter bin ich immer zu Hause.

Ihr Sohn Wilhelm ist ohne Zweifel noch immer in Brieg. Auf meinen Wunsch hin hat er mir voriges Jahr eine Zeichnung der sogenannten Viberischen Mauer geschickt. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich ihm seither geschrieben und ihm für die mir übersandten Skizzen gedankt habe. Sollte diess noch nicht geschehen sein, so bitte ich Sie, ihm meinen besten Dank dafür auszusprechen. Wenn er oder ein anderer Alterthumsforscher mir gelegentlich folgende Fragen beantworten könnte, so wære mir dies sehr erwünscht. 

Nicht wahr wenn im Wallis Alterthümer gefunden werden, so habenSie die Güte mich davon durch ein Paar Worte oder ein Paar Striche in Kenntniss zu setzen.

Herzliche Grüsse an Sie und Ihre wertheste Familie Ihr ergebenster

Doktor Ferdinand Keller. ref="#Zurich">Zürich 8 Mai 1856

Da es meine Schuld nicht ist, dass Herr Raphael mich nicht zu Hause getroffen, so ist er seines Versprechens mich zu besuchen noch nicht ledig und ich beharre, dass er auf vorangegangene Anzeige hin noch einmal erscheint. Ohne Zweifel werden bei Anlegung der Eisenbahn durch’s Wallis eine Menge interessanter Dinge zu tage kommen.