Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin RitzMarguerite Ritz-de Torrenté

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 25-03-1856

Sources complémentaires

Lien vers l'inventaire en ligne

Raphael Ritz à ses parents à Sion. La deuxième image : le colporteur et la fille d'Evolène - L'instruction du professeur Jordan - Les nouvelles images de l'exposition. Maladie du propriétaire Lamertz.

Düsseldorf 25 März 1856.

Beste Eltern!

Ihren lieben Brief vom 29 Februar, mit dem beiliegenden Betrage von 250 Franken in Gold, habe ich richtig erhalten und sende Ihnen dafür meinen besten Dank. Zugleich wünsche ich Euch allen, ein recht schönes, fröhliches Alleluja und recht viel Glück und Freude mit demselben. Es freut mich sehr, dass Ihr alle wohl sind; der liebe Gott erhalte Ihre Gesundheit auch ferners aufs Beste. –

Auch ich befinde mich Gottlob gesund und wohl und bin fleissig am Bildermalen, in Jordans Atelier. Nachdem ich das erste Bild untermalt, habe ich wieder ein zweites angefangen, in derselben Grösse, wie jenes, das allenfalls Pendant dazu werden kann. Der Gegenstand: ein hausierender Krämer, der einem jungen Mädchen (Evolenerin) seine Waaren anpreisst, in einem interessanten Interieur, das eine hübsche Lichtwirkung geben kann. – Im ersten Bild ist die Hauptlichtwirkung so eingerichtet, dass das Mädchen am Fenster im Lichte ist, während die erzählende Grossmutter im Halbschatten sitzt und nur von einem Streiflichte beleuchtet wird, et cetera – Carton und Untertuschung vom Zweiten sind bereits gemacht. Jordan lässt uns nämlich bei jedem Bilde zuerst immer eine Kohlenzeichnung oder Carton machen, womit das Ganze componirt und arrangirt wird, und die dann auf die Leinwand übertragen wird; nun folgt eine Untertuschung, mit warmen, bloss annähernden, verdünnten Farben, wobei das Lichtnoch sehr gedämpft wird, und so weiter – In allem fordert Jordan strenges Studium der Natur; alles, auch die Neben- sachen, Möbel und so weiter , alles muss nach der Natur studiert, gezeichnet und gemalt werden. Er corrigirt vortrefflich und sehr genau, sowohl in Zeichnung als Farbe et cetera , und geht alles durch. Ich sehe es immer mehr ein, dass ich sehr gut gethan habe, die akademische Klasse, mit ihrem oberflächlichen magern Massen-Unterricht zu verlassen, und in dieses Atelier zu gehen; hier werde ich nun auf die trefflichste Weise zum ausübenden Künstler angeleitet. – 

Nun noch Etwas von der neusten Kunstausstellung. Seit meiner Rückkehr habe ich Ihnen darüber noch nicht geschrieben und es ist viel Schönes und Ausgezeichnetes ausgestellt worden. So von Leutze, ein Damenporträt (mit einem Kinde in den Armen), das die Porträts des Professor Sohn bedeutend übertraf; ein Genrebild von ihm, Licht und Schatten genannt (Mittelalterlich, grosser Saal, in einer Abtheilung desselben, im Hintergrund, das Familienglück, in vollem Lichte, vornen linkslinks, durch eine spanische Wand beschattet und getrennt von der Familie, wird der Vater durch einen (Vermemmten| Vermummten?) vors Fehmgericht gefordert); von demselben (Columbus| Columbes?) Abschied von den Seinigen. Von Knaus: ein Hochzeitstanz, westphälischer, im freien Felde. Von Tidemand: eine Katechisation in einer norwegischen Kirche; die Auswandernden; das Familienglück; – eine Hochzeitsfahrt über einen norwegischen Fjord, (die Landschafte von Gude). – Jordan hat jetzt einen Gottesdienst auf einer holländischen Insel in Arbeit; neulich versandte er nach Holland eine « Hochzeit auf Marken in der Zuidensee »; ein in allen Theilen vollendetes sehr schönes Bild (einen Theil seiner frühere Werke werden Sie aus W. Müllers Geschichte der Düsseldorf Künstl. bereits kennen; eine gute Anzahl davon ist gestochen worden), und so weiter – Ferners waren ausgestellt : von Bleibtreu Schlacht bei Grossbeeren und eine Szene aus der Schlacht bei Waterloo; von Hünten preussische Schleich-Patrouille (7 jährige Krieg); von Sell ein Sturm auf eine Stadt et cetera , – Porträts von Sohn, Professor Hildebrandt, Röting, Mad. Wiegmann et cetera , – ferner treffliche Genres von Vautier (Versteigerung auf dem Lande, und andere), d’Unker (Taschenspielerin auf dem Lande, et cetera ), Hübner (die Auswandernden et cetera ) Nordenberg (Johannisfest, et cetera ), Reimer, Ch. Schlesinger (Fahrt zu Sterbenden), Geselschap (Weihnachtsmarkt und zwei Kinder), Siegert (Sonntag-Nachmittag), Kindler , Striowcki, Wille, Bosch, Hiddemann, Heberlin, Salentin, und so weiter . Landschaften von Lessing, A. und Osw. Achenbach, Gude, Michelis, Weber, und so weiter Historische und religiöse Bilder waren nur Wenige ausgestellt, ausser den Genannten, von Moliter (S. Cristophorus), Wilhelm Sohn, Niessen, – Rögge (Heinrich der Vogler et cetera ).– 

Das Aktzeichnen, abends in der Akademie, hat diessmal am 15ten dieses aufgehört. – Das Wetter sehr schön und der Frühling angelangt. – Unser Hausherr, Herr Lamertz, ist schon längere Zeit schwer krank. –

Viele 1000 herzliche Grüsse an Sie, Mama, Geschwisterte, 

Von Ihrem dankschuldigsten SohnRafael. Viele Grüsse an die Herrn Berchtold, Rion, Henzen, Familie von Kalbermatten, Fumeaux, Herr Calpini, Furrer, Tavernier et cetera  / Einen Gruss von Herrn Dumont aus Genf, (Mitschüler bei Jordan), an den Lithographen Hahn, wenn er noch in Sitten ist.