Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Stans

Date d'envoi: 29-08-1855

Sources complémentaires

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Raphael Ritz à son père à Sion. Visite à l'Institut Städel à Francfort - N'a pas rencontré le mécène F. Keller à Zurich - Visite à Sœur Lorette au couvent de Muotathal - Sa dot exigée - Le couvent a l'air sombrement mélancolique et paysan comme la vallée. J'espère venir bientôt en Valais.

Stans, den 29ten August 1855.

Bester Vater!

Von Düsseldorf in hier glücklich angelangt, beeile ich mich, Ihnen einen kurzen Bericht über meine Reise, über meinen Gang ins Muottathal und meine Ankunft in hier zu schreiben. 

Von Düsseldorf aus machte ich zuerst die Rheinreise per Dampfboot, stromaufwärts, und ohne Aufenthalt bis nach Mainz, von wo ich noch am selben Abend bis Frankfurt a/Mayn kam. In Frankfurt hielt ich mich etwas auf, besuchte da das sehr interessante und reiche Städel’sche Kunstinstitut, die Bildergallerie in demselben, die ausgezeichnete Gemälde und Cartons et cetera hat von Lessing, Overbeck, Veit, Steinle, Schnorr von Carlsfeld, Schwind, Jakob Becker, A. Achenbach, et cetera , und von den ältern Schulen von Terniers jungere , Mieris, Dow, Wourermann, Lingelbach, et cetera , von Rubens, Rembrandt, et cetera Van Dyk, Dürer, et cetera , von Perugino, Caracci, Carlo Maratti und so weiter ; – das Bethmann’sche Museum, berühmt durch ’s (Dannecker's| Danneckers?) Ariadne, den Dom, die Mainbrücke et cetera . Von da giengs über Darmstadt, Heidelberg, Karlsruhe, Baden, Freiburg, nach Basel, und gleich weiter über Frick, Brugg, Baden, nach Zürich, wo ich mich ebenfalls etwas aufhielt. Den Doktor Ferdinand Keller, unsern Gönner, traf ich nicht an, weil er seit mehrere Wochen abwesend ist (auf wissenschaftliche Forschungen). Ich sah da die neue permanente Kunstausstellung und so weiter und ging dann über Horgen, Zug, Zuger-See, Art , Seewen, Schwytz, direkt ins Muottathal hinein, wo ich am 25ten Abends anlangte und gleich darauf ins Kloster ging, um Lorette wiederzusehen. Sie ist nicht mager, leidet seit dem Frühling aber wieder an der Bleichsucht und ist somit allerdings schwächlich; die Klosterfrauen sind mit ihr wohl zufrieden, sie thut alles, was in ihren Kräften steht, arbeitet auch auf dem Felde und thut überhaupt was sie kann. Ihr Wunsch ist natürlich immer noch einzig auf’s Klosterleben gerichtet; – die Klosterfrauen würden sie gerne annehmen, wie sie sagen; da sie aber schwächlich sei und nicht so viel arbeiten könne wie die andern, so müsste sie auch mehr bezahlen. Hr. Hauptmann Deschwanden hat Ihnen über alles gewiss schon geschrieben; sie forderten einmal sogar bis 3000 Gulden, dann stiegen sie endlich herunter bis 2500 Gulden (macht 2300 Luzerner-Gulden)! Da sieht man also, wie sie die Welt verläugnen, wie sie das Gelübde der Armuth beobachten. – 

In 14 Tagen ungefähr soll das Kapitel stattfinden und über die Ausnahme abgestimmt werden, natürlich wenn die verlangte Summe bezahlt wird (denn es scheint fast, als würde man mehr auf’s Geld als auf die Person sehen). Lorete hat ihren Sinn bloss auf’s Klosterleben gerichtet, ihre Frömmigkeit, Gehorsam und guten Willen machen sie auch ganz dazugeeignet; in der Welt wird sie wohl nicht glücklich werden. 

Die Gegend im Muottathale ist einförmig wild, obwohl gesund; Clausur ist keine im Kloster, da die Nonnen und Kosttöchtern auch auf dem Felde draussen arbeiten und so weiter Das Kloster selbst sieht dunkel, melancholisch und bäurisch aus wie das Thal. Was die Regel betrifft, soll sie weniger streng als in Stanz sein. Sie werden indess über Alles dieses schon Bericht haben. – 

Hr. Onkel Heinrich sollte Ende dieses Monats (August) wieder in Stanz sein und somit hätte ich ihn wieder in hier angetroffen, nun aber hat er eine neue Bestellung bekommen, in Gossau noch ein Paar Engel zu malen, was ihn wieder bis Mitte September aufhalten wird. 

Sonst ist hier Alles wohlauf und gesund, und [...] die Hrn. Onkels Louis, Franz, Kathrine, Leu, Catta[ni] et cetera lassen Sie, Mama und Wilhelm vielmals grü[ssen]. 

Ich war in der letzten Zeit in Düsseldorf unpässlich, habe mich aber wieder erholt und werde von Stanz aus über die Grimsel nach der Heimath reisen. Somit hoffe ich Sie Alle baldigst wieder zu sehen und zu sprechen und schliesse mit viele 1000 Grüssen an Sie, an Mama, Wilhelm und an Allen die Hrn. Freunde, Verwandte und Gönner und so weiter

Von Ihrem dankschuldigsten SohnRafael.Das Geld, die 200 Fr. habe richtig erhalten und danke hiemit herzlichst.