Emetteur: Raphael Ritz
Destinataire: Lorenz Justin Ritz
Lieu d'envoi: Düsseldorf
Date d'envoi: 27-08-1854
Raphael Ritz à son père Lorenz Justin Ritz à Sion. Intention de revenir à la maison pour les vacances et de dessiner assidûment la nature - L'oncle Heinrich de Stans est à Gossau pour peindre la voûte de l'église. Nouvelles peintures à la grande exposition d'art. Magnifique tableau de Lentze - Le temps changeant.
Düsseldorf, den 27. Aug. 1854.
Bester Vater!
Ich habe Ihren lieben Brief vom 10 August mit dem beiliegenden Betrage von 180 Franken (in Gold) richtig und mit vieler Freude empfangen; ich sende Ihnen dafür meinen besten Dank. –
Sie werden unterdessen auch einen Brief von mir erhalten haben (der sich mit dem Ihrigen kreuzte), da ich’s für gut fand, Ihnen selbst umständlicher zu schreiben, über die Art und Weise, wie und wo ich die Ferien nützlich zubringen möchte. Ich bin überzeugt, dass mir die Vakanz auf die genannte Art auf jeden Fall und in mehrfacher Beziehung sehr nützlich sein wird; so wird sie zugleich auch noch vortheilhaft auf’s nächstfolgende Akademie-Jahr wirken. Ich werde also zu Ihnen, nach der Schweiz kommen und da fleissig nach dem Leben malen, was jetzt an der Zeit und mir höchst nothwendig ist. – Ich werde die Reise so wohlfeil als möglich einrichten und in den nächsten Tagen verreisen, da das Schuljahr in denselben zu Ende geht. –
An Gepäck werde ich nur ganz wenig und bloss das Nothwendigste mitnehmen, was die Reise bedeutend erleichtert und billiger macht. – Herr Onkel Louis hat mir (auf meinen Gratulationsbrief) geschrieben (was ich Ihnen im letzten Briefe zu melden vergass); laut demselben befindet sich Onkel Heinrich in Gossau, um daselbst das Gemälde der dasigen Kirche zu malen; bei ihm wird wohl auch seine Familie sein.
Somit wird’s wohl zimlich unnütz sein, über Stanz zu reisen, da den Uebrigen villeicht wohl nicht sehr viel an meinem Besuche gelegen sein möchte. Vielleicht wäre es besser gewesen, bei meiner Rückreise nach Düsseldorf den Weg über Stanz zu nehmen, wo Onkel Heinrich wieder da wäre. Ich erwarte indess einen Brief von Onkel Heinrich selbst, von Gossau her. –
Die grosse Kunstausstellung ist wieder mit verschiedenen schönen Bildern bereichert worden. Darunter von folgenden; Karl Clasen (Kaiser Karl des Grosse entdeckt die Quelle von Aachen); Henry Ritter (die Moralpredigt des Betrunkenen); Sell (der grosser Kurfürst als Jüngling vor der Schenkenschanze bei Cleve); Seel, (der Spion); – Des Condres (italienisches Genrebild); Fay ( idem ; der Abend mit heimkehrenden Landleuten). Striowsky (Waschweiber); – Litschauer (Priesterpflicht); Wieschebrink (der Grossmutter Liebling), Reiners (Wahrsagerin), schöne Landschaften, Thierstücke, etc. –
Ein grosses prachtvolles Bild ist jetzt im Atelier des berühmten Leutze ausgestellt, (neben Lessing der grossartigste der hiesigen Künstler). Es stellt den « Besuch der Familie Cromwell’s bei Milton » vor. – Die grosse Kunstausstellung wird Ende August’s geschlossen. –
Das Wetter ist hier sehr veränderlich und schlecht; manchmal an einem Tage heiss und dann wieder ordentlich kühl, häufig regnerisch; bloss neulich war’s einige Zeit hübsch heiss. –
Ich hätte Ihnen noch über Manches zu schreiben, die Zeit drängt mich aber und ich werde Ihnen ja sehr bald über alles umständlich mündlich erzählen. Namentlich habe ich dann Ihnen sehr viel über die hiesige Kunst, die hiesigen Künstler, die Akademie, und so weiter zu erzählen. –
In Hoffnung eines baldigen frohen Wiedersehens, in der Hoffnung, Sie und alle dann recht gesund, wohl und fröhlich zu finden, und mit dem Wunsche, dass die Badekur Ihnen recht vortrefflich anschlagen möge, grüsse ich Sie, Mama, und so weiter und so weiter , viele tausendmale.
Ihr dankschuldigster Sohn Rafael.