Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 13-08-1854

Sources complémentaires

Lien vers l'inventaire en ligne

Raphael Ritz à son père Lorenz Justin Ritz à Sion. Intention de rentrer à la maison pour les vacances -Nouvelles peintures à l'exposition - Magnifique tableau de Knaus - Note sur les cours du change.

Düsseldorf, den 13. August 1854

Lieber Vater!

Das Herannahen der diessjährigen Akademischen Ferien veranlasst mich, Ihnen darüber einige Zeilen zu schreiben. Es ist nämlich die Frage, wie ich dieselben am Besten und Zweckmässigsten zubringen kann? – In der Akademie kann ich dann nicht arbeiten, weil der Antikensaal und die andern Klassen derselben während diesen Ferien geschlossen werden. Ich glaube aber, dass ich am Besten thun würde, wenn ich während den Ferien nach der lebenden Natur male ( zum Beispiel Studienköpfe, und der gleichen ) und zwar in der Heimath, und mir Naturstudien sammle.

Auch Professor Mücke hat mir dieses gerathen und es ist gewiss nicht nur das Nützlichste für mich, sondern auch höchst nothwendig, da ich Genre- und Porträtmaler werden will und bisher noch so wenig nach dem Leben gezeichnet und gemalt habe.

Sie wissen auch und es versteht sich von selbst, dass ich während den Ferien am Allerliebsten bei Ihnen, in der lieben Heimath, zubringen und daselbst fleissig nach dem Leben zeichnen und malen, und nach hiesiger Methode verschiedene Naturstudien sammeln möchte, um auch meine Genre-Compositionen besser zeichnen und mehr ausführen zu können. Denn es ist nun wohl Zeit, dass ich auch das Componiren ernstlicher betreibe und mich nicht mehr bloss mit flüchtigen Entwürfen begnüge, und zwar um so mehr, da ich bald in die Malklasse komme und man da ausser dem Malen nach dem Modell und Akt auch eine Zeit zum Componieren hat. Dazu muss ich aber natürlich auch nach und nach Naturstudien sammeln und so weiter –

Die Ferien dauern zwar nur vom 1sten September bis 15ten Oktober, also sechs Wochen, während dieser Zeit lässt sich aber schon manches thun. – Die Kosten der Reise betreffend kann ich mich so einrichten, dass sie zimlich gering und über die Hälfte, villeicht dreimal wohlfeiler werden, als bei der Reise, die ich letzten Herbst von Sitten bis hieher machte (bei der ich immer per zweite Klasse reisste, (aus Unkenntnis) was sehr überflüssig war, denn die dritte Klasse Eisenbahn wie Dampfschiff, zahlt fast die Hälfte weniger als die zweite, und noch wohlfeilerst die vierte Klasse). –

Die grosse Kunstausstellung wird ebenfalls am 1sten September geschlossen. Sie ist seit meinem letzten Briefe mit mehrere schönen Bildern bereichert worden. Darunter sind besonders erwähnenswerth zum Beispiel folgende: von Karl Müller, Madonna mit dem Kinde, St. Heinrich und S. (Hedwig| Hedvig?) ; von Professor Sohn, herrliche Frauenporträts; von Professor Hildebrand Julia auf dem Balkon; von Köhler, idem; – von Professor Becker in Frankfurt a/M, Flüchtende, grosses Genrebild; – von Vautier (aus Genf), Schwärzwälder Hochzeitszug; - Littschauer, Bilderstürmer aus dem 30jährigen Kriege; – von Mintrop, St. Barbara; – Genres von Henry Ritter, Moralpredigt des Betrunkenen ; – von Fay, Italienische wandernde Familie; Kels, der Maler auf der Studienreise; – Bosch, Schleichhändler, - Thiel, Faust in der Hexenküche; - Salentin, Feuerausbruch während des Gottesdienstes; – Schlachtengemälde von Bleibtreu (aus der Leipziger Schlacht) und von Sell (Sturm auf eine Schanze und ein Ueberfall; – Lindo (das Verhör); – Landschaften von Schirmer, Weber, Hilgers, Michelis, Wille, und so weiter Kupferstiche nach Overbeck (von Keller, Ludy), Deger (von Steifensand), nach Ary Scheffer (v. Prof. (| ) und noch manche andern schöne Bilder jeder Art. –

Es ist noch nicht bestimmt, wer den Professor Schirmer hier ersetzen wird. Vorgeschlagen sind die trefflichen Otto Achenbach, Weber, Koekoek, Michelis, etc. – Schirmer wird in Karlsruhe nicht nur eine Landschaftsschule, sondern auch noch eine Schule für Genremalerei errichten. – In der permanenten Kunstausstellung steht seit einiger Zeit ein prachtvoll, so recht mit Kraft und Saft und grösster Naturwahrheit gemaltes Bild (der Dieb auf dem (Jahrmarkt| Jahrmark?) Jahrmart , von Knaus, einem der allertüchtigsten Coloristen.

Schliesslich möchte ich Sie auch noch um die Güte bitten, mir vor Ende dieses Monats August wieder etwas Geld zu senden, da ich damit wieder aus bin.

Die hiesigen Geldsorten verhalten sich zu den schweizerischen folgender massen:

Der Friedrichs’ d’or ist = N. Franks 21. Der preussische Thaler = „ 3.70 cents. Die Napoleons d’or gelten Wirklich ....... 5 Thaler 9 Groschen. (vor einem Jahre galten sie bis 5 Th. 12 Gr. sie sollen aber bald wieder steigen). Der neue Franken ist = 8 Silbergroschen. Die V Fr. Stücke sind = 1 Thaler 10 Gr. Man hat hier auch Papiergeld. – Von Stanz habe ich eben Antwort erhalten; Alle sollen sich zimlich wohl befinden, die Kinder Herr Onkel Heinrich’s gehen wieder besser; nur Kathrineli kränkelt immer noch. Sonst noch Nachrichten über das Winkelried-Denkmal, und einige andere Lokal-Berichte, die Ihnen vermuthlich bekannt sind. Ich werde nächstens wieder antworten.

Mit vielen herzlichen Grüssen an Sie, Mama, Geschwisterte, ferner an meine Freunde, Gönner etc. etc. Von Ihrem dankschuldigsten Sohn Rafael