Emetteur: Lorenz Justin Ritz

Destinataire: Raphael Ritz

Lieu d'envoi: Sitten

Date d'envoi: 14-08-1854

Sources complémentaires

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Lettre de Lorenz Justin Ritz à son fils Raphael à Düsseldorf. Envoi d'argent - Intention de faire une cure à Loèche-les-Bains et d'y peindre des portraits pour Monsieur Beeger. Nous ne voyons rien de beau ici - La fête de la musique s'est bien déroulée - Concerts à la cathédrale - École de recrues à Sion - Le professeur Perrig part à Naples comme prédicateur de campagne - Nouvelles des frères et sœurs - Projets pour le retour.

Sitten den 10. August 1854.

Liebster Raphael!

Deinen lieben Brief vom 10. Juli, mit welchem du mir den richtigen Empfang der letzten 200 Franken meldetest, habe ich richtig seiner Zeit erhalten. Ich übersende dir hiemit wieder 220 Franken, derren Empfang du mir aber also gleich nach dem Leukerbad bescheinigen sollst. Ich gehe nun für etwa drei Wochen nach Baden um daselbsten, wegen meiner letzten Krankheit, eine Kuhr zu machen. Daselbst werde ich im Hôtel des Alpes logieren, weil ich Herr Beeger zu gleicher Zeit zwei Portraits machen werde.

Deine Angaben über die verschiedenen Kunstausstellungen in Düsseldorf, (intresierenn| intressieren?) mich immer sehr, besonders die Namen der verschiedenen Künstler zu hören, die mir zum theil schon bekannt sind, mit andern mich aber befreunde. Wier sahen hingegen in hier Jahr aus, Jahrein nichts, gar nichts, dass einen Namen von Schönheit verdiente. Ich wünschte nur, ich könnte dich noch recht lange in einer solchen Kunststadt belassen; welches uns aber die Umstände nicht erlauben.

Benutzen wier indess das, so wier haben; und unsere Schuldigkeit gegen uns selbsten ist erfüllt; Wer thut, was er kann, hat versprochen, das Uebrige wird Gott leiten.

Gebe mir nur fleissig Nachricht von deinem Wirken und Fortschritten, doch nicht mehr als an der Sache ist, oder was die Professoren von dir halten. Und was gedenkest du wärend der Vakanz zu machen? Wier haben Hier nun schon über ein Monat Vakanz und diese Zeit hindurch wurde wohl zur Helfte für das Eidgenössischen Musikfest in Anspruch genohmen, welches dahier den 11., 12 und 13 und 14 Juli gefeyert wurde. Das Fest, die Musik fiel sehr gut aus; und sonderlich schöne Wittrung, die seither selten mehr unterbrochen wurde, trug vieles dazu bei. Es waren aber leider weit weniger Künstler vorhanden als man hätte erwarten sollen; selbe waren nur aus den Kantone Genf, Wadt, Freiburg, Bern, Basel und Zürich repräsentiert. Das grosse und das kleine Konzert wurde in der Kathedral aufgeführt, allwo eine Estrade erbaut war, die das ganz Chor mit samt Pfarrer- und Johanesaltar ausfüllte, und vom Hochaltar beinahe nichts mehr zu sehn war.

Diese Beschlagnahme der Kirche, mit Erlaubniss dess Bischofs, der beim Conzert jedes mal erschien, in welcher wärend einem Monat kein Gottesdienst mehr konnte gehalten werden, machte bei den Sonderbündlern und (Gotslim| Gotslein?) Gothlim Gothlein Gobhlim Gobslim Gosslim viel Aufsehns und Redens; die Religion war wieder einmal in Gefahr.

Aus Oberwallis, erschien, die Familie Perrig und einige wenige Studenten ausgenohmen, erschien kein Mensch. Zum Schluss wurde im Theater ein sehr schöner Bal gehalten, wobei das Theater sehr hübsch verziert war; in der Stadt Triumphbögen, Illumination, Transparants und Fakelumzug, letzers zwei Mal, den ersten und letzten Abend, vom Grütliverein. Ich hatte dabei vieles Guthen. Seither wäre es in hier nun öde geworden, hätten wir nicht immer Rekrutenschule gehabt, die Morgens durch Eidgenöss. Oberst Peillon inspiziert werden. Seid diese fort, so kommen wieder Jäger, dann Artilerie und endlich ein ganzes Bataillon.

Hier ist nichts Neues; Herr Professor Perrig geht nächstens als Feldprediger nach Neapel, und dieser wird durch Herr Clos ersetzt werden, der nun in Bälde von Zürich zurükkömmt. Die grossen Wassergefahren bis dahin glücklich vorüber gegangen, und die schöne Wittrung hat gewirkt, dass man schon reife Trauben findet, Wein gibt es aber nicht viel; doch sind die Wein- und FruchtPreise gefallen.

Aus dem Muothathal nichts Neues, auch von Stans nichts, vermuthlich ist man allerseits Gesund, wenigstens so wie man es erwarten kann. Du würdest nicht übel thun auch der Lorete ein mal zu schreiben. Wilhelm ist seit dem Musikfest noch Hier geblieben, kehrt aber nächster Tage wieder nach Möril zurük; er hat daselbst schlechte Kost. Vorlägsblätter habe ich nun von Bern erhalten, und zwar zu gleichen Preisen wie in Düsseldorf, und mit geringem Porto, auch kann ich auswählen, und den Rest zurücksenden.

Als ich diesen Brief auf die Post geben wollte, so erhielt ich am 12 dieses dein Schreiben an die Mama vom 7ten, und Eins von Lorete vom 6ten.

Die Mama lässet sich für deine Festwünsche bedanken und hat sie gefreut. Was den nun die Ferien anbelangt, so weiss ich nicht was dazusagen. Je besser man die Zeit zu benutzen weiss, desto besser ist es, und ist für uns auch nothwendig. Glaubst du diese Zeit in der Heimath nützlicher zu bringen zu können, so magst du kommen und wirst bei uns sehr willkommen sein. Willst du nacher wieder nacher Düsseldorf zurükehren (wie es auch nöthig ist) so wirst du die Koffer zurüklassen und nur den Tornister mitnehmen. Von Basel aus aber müsstest du nach Luzern und Stans auf einen Besuch, und auch ins Muathathal zur Lorete, und von da über die Berge ins Wallis. Damit du bei deiner Rükkehr den geraden Weg, untenaus nehmen kannst. Für ein Jahr habe ich noch Geld oder weiss es auf zu bringen; so mit leite es so wie, dass es zu deinen Lusten ausfalle. Statt 220 frs. über sende dir nun aber nur 180 frs, weil du dann in Hier auf’s neue fassen kannst. Auf jeden Fall hin, bescheinigst mir nach Baden, den Empfang des Geldes, und schreibst mir dann dahin, ob du nach der Schweiz kömmst oder nicht.

Bis gegen den 10. September werde ich in Baden bleiben, wo du mich noch findest, kommst du über die Gemmi, gehest aber über die Furka oder Grimsel, so triffst du unter andern Verwandten in Stans, auch den Wilhelm in Möril an.

Kömmst Du, so kommt auch er, und so werdet Ihr mitsammen uns wieder helfen. Das Du übrigens, diese Reise mit Nutzen machen wirst, daran zweifle ich nicht. Und so mit stellt es dir Frei, deine herzlich grüssenden Eltern

Dein Vater Lorenz Justin Ritz Sitten den 14. August 1854.