Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 10-07-1854

Sources complémentaires

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Raphael Ritz à son père Lorenz Justin Ritz à Sion. Ses œuvres - Le professeur Schirmer se rend à Karlsruhe - Exposition du Kunst-Verein et exposition permanente d'art avec de nombreux noms et peintures - Prix des fiches de présentation - Festivités à Düsseldorf.

Düsseldorf den 10. Juli 1854

Bester Vater!

Mit dem herzlichsten Danke melde ich Ihnen hiemit den richtigen Empfang der zweihundert Franken mit beiliegendem Briefe, die ich am 16ten Juni erhalten habe. Ich werde nun so gut und so lange als möglich damit wieder haushalten. Die nächste Geldsendung könnte ich etwa vor Ende des Monats August nothwendig haben. – Meine Gesammtausgaben belaufen sich seit Anfangs März bis jetzt auf 99 Thaler. –

Ich befinde mich wohl und zeichne noch im Antikensaale nach Figuren. Ich habe hier allerdings schon viel gewonnen und gelernt und hoffe nun bald an meinem Carton zu kommen (dieses ist eine grosse ausgeführte Zeichnung nach einer Gÿpsfigur, in der Grösse des Originals; hat man diesen Carton fertig, so wird man in die Malklasse aufgenommen.) – Unser Professor, Carl Sohn, der im Kolorit so berühmt ist und auch eine der Malklassen unter sich hat, war diesen Frühling einige Wochen abwesend, während derselben vertrat Direktor Schadow (der die Meisterklasse leitet) seine Stelle.

Nun hat die hiesige Akademie und Stadt einen schweren Verlust zu erwarten, indem der vortreffliche Professor Schirmer, einer der besten Landschaftsmaler, einen sehr ehrenvollen und vortheilhaften Ruf nach Karlsruhe erhalten hat, um dort eine Schule für Landschaft und Genre zu gründen. Er wird diesen Ruf annehmen und Düsseldorf mit mehrere seiner Schüler im Herbste verlassen. –

Letzten Sontag,2ter Juli, ist hier die „Kunst[1]Ausstellung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westphalen“, im Galleriesaale der Akademie, geöffnet worden. Der grösste Theil der ausgestellten Bilder sind Landschaften (von Schirmer, Weber, Wolff, Schmidt, Hilgers, Röttcken, Both, Portmann, Pohle, Kessler etc.) und Genregemälde (von Frau Baumann-Jerichan, Jacobs, Franke, Oppenheim, Hoegg, Louise Martens, etc.). Auch enthält sie einige biblische Bilder (von den grossen Deger, Kehren, Overbeck, von diesem letztere eine Handzeichnung), einen historischen Aquarell von dem berühmten Gallait in Brüssel, einige Porträts (von Prof. Sohn, Frau Wiegmann, Niessen etc.), einige Thierstücke (von Happel, Baumann-Jerichan, etc.), Architekturbilder (von Bonnet, Prof. in Brüssel, Pulian, Springer etc.), und Stillleben (von Preyer, Printz etc.); endlich enthält sie auch schöne Kupferstiche, von den Kupferstichern Martinet, Dinger, Rordorf etc. Mehrere Gemälde, Kupferstiche und auch Skulpturen, werden noch nachfolgen (manche davon sind bereits angekündigt). –

Die „permanente Kunstausstellung“, (in einem andern Lokale in der Stadt), die stets erneuert wird, indem ältere Bilder theils[2] weggehen und neue hinkommen, enthielt diesen Frühling und auch jetzt viele herrliche Bilder. Die vortrefflichsten davon waren von folgenden[3]: Lessing, einen kolossalen Genie, gross in Geschichte, Genre, Landschaft und der Ausgezeichnetste der hiesigen Künstler (ausgestellt waren von ihm im Gefecht aus dem 30jährigen Kriege und zwei Landschaften); – ferner von Camphausen, Schlachtenmaler (der abgewiesene Parlamentär); – Northen (einige Bilder aus dem Rückzuge der französischen Armee aus Russland); – Professor Sohn (grosse Frauen-Porträts), Professor Hildebrand (heilige Magdalena, Julia auf dem Balkon u. Porträts); – von dem trefflichen Kirchenmaler Ittenbach (Madonna und Sankt Agnes); – von Fay (italienische Genres); – Jordan (Hochzeit auf Insel Marken, in Holland, grosse Zeichnung), trefflich in Genre[4]Bildern vom Meeresstrande her, aus dem Leben der Bewohner desselben; – Tidemand Genregemälde aus dem norwegischen Volksleben); - Nordenberg (ebenfalls); – Gesellschap (aus dem häuslichen Leben); – ferner von Knaus (der Naturphilosoph); – Roeting und (...?) (Porträts), – Hübner (Familienleben; das schmollende Ehepaar); Vautier von Genf (Kinderleben etc.), Böttcher (ein Bild aus dem Kinderleben, eigentlich Porträts), – ferner von den Damen Heeren (Ruth und ihre Schwiegermutter, und eine Strickerin), Bensinger (Italienerinnen), und Wiegmann (Porträts), und von vielen Andern Künstlern[5]. Von Landschaften endlich die herrlichen Landschaften von Lessing, Schirmer, Andreas Achenbach, Oswald Achenbach, Weber, H. Gude, Bodom, (...?) , Kalkreuth, Kessler, Hilgers, Larson, Michelis, Ruths, und so weiter

Die landschaftlichen Kohlezeichnungen und Aquarellen Schirmer’s, etc. Schon seit dem Herbste und länger stehen da unter andern:

Lessing’s Huss vor dem Scheiterhaufen (nämlich die grosse Farbenskizze zu diesem Bilde) und ein Carton von ihm; Tidemand’s 10 Cartons zu seinem Cyklus („norwegisches Bauernleben“, die er im Schlosse Oskarsfall (bei Christiania) malte, und den Carton zu seiner „Wohlthätigkeit“; – von Jordan 2 Cartons zu Gemälden[6] aus dem Schulleben; – Genresgemälde von Ritter, Wieschebrink, etc. Handzeichnungen von den grossen Mintrop, Steinle, etc., die Originale zum Künstleralbum von 1852 und so weiter – Von den im Winter ausgestellten Gemälden etc. zeich neten sich besonders aus:

Deger (Madonna), Mengelberg (Christus), Mintrop (Christnacht), 4 allegorische Aquarelle von Schrödter, Genres von Hasenclever, Geselschap, Hübner, Tidemand, Mad. Lindengreen, und sehr viele Andere, natürlich auch eine Menge von Landschaften u.s.f. – Ich muss mich diessmal mit Namen begnügen, ein anderes Mal werde ich Ihnen weitläufigere Berichte über die hiesigen Künstler, das hiesige Kunstleben und so weiter geben. – Gute Vorlagsblätter für Figuren und Landschaften sind hier allerdings zu haben; so unter andern folgende :

Cours de Dessin par Julien, auf Tonpapier, jedes Blatt einzeln zu 8 Silbergroschen; auf Weisspapier 5 Silbergroschen ; – Petites Etudes aux deux crayons par Julien, per Blatt 12 Silbergroschen , – Coignet, nouveau Cours de Dessin 10 Silbergroschen , – Grandes Etudes aux deux crayons, par Julien, – idem per Lasalle, per Blatt 24 Silbergroschen (Köpfe, Hände, Füsse, Ganze nakte und drapirte Figuren, theils aus berühmten Meistern etc.). – Auch mehrere Blätter mit Thieren, Ornamenten, etc. zu 24 Silbergroschen Album de Ferogio, Genres, jedes Blatt 12 Silbergroschen Episodes de Ferogio, (enthält Genres, Romantik u.d.gl.) 12 Ferogio, Cours de Dessin (Köpfe, Genrefiguren etc.) 8 Calame, la Campagne, aux deux crayons, per Blatt 12 ½ '' l’Ecole du Paysage 12 '' ses Œuvres (grosse schöne Blätter) 20 '' Forêts et Montagnes, 24 Vanderburgck, paysages 8

Grössere Parthien zusammen erhält man etwas wohlfeiler.

Von den hiesigen Künstlern sind keine Vorlagsblätter ausgegeben worden.

Das Porto für Zeichnungen und so weiter möchte villeicht zimlich theuer sein.

Ich musste für das kleine Paquetchen, das die Musikalien und Ansichten von Sitten etc. enthielt, 12 ½ Groschen bezahlen und geöffnet am Zollamt abholen; von hier aus in die Schweiz hingegen mag das Porto vermuthlich wohlfeiler sein. –

Das Wetter ist auch für schon längere Zeit sehr veränderlich; bald warm, bald kalt, bald Sonnenschein, bald Regen. – Neulich waren hier einige Festlichkeiten. Am 11ten Juni war die Feier der silbernen Hochzeit des Prinzen Friedrich von Preussen; vorige Woche war der Prinz mit Gemahlin etc. selbst hier; er hielt hier die Heerschau der hiesigen Truppen. und so weiter

Schliesslich viele tausend Grüsse an Sie, Mama, Geschwisterte, Von Ihrem Sohn Rafael Ritz. Viele Grüsse und Empfehlungen an die Herrn Berchtold, Rion, Calpini, Tavernier, Henzenu.s.w.

[1] Au-dessus de la ligne

[2] Au-dessus de la ligne

[3] Au-dessus de la ligne

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[5] Au-dessus de la ligne

[6] Au-dessus de la ligne