Emetteur: Lorenz Justin Ritz
Destinataire: Raphael Ritz
Lieu d'envoi: Sitten
Date d'envoi: 08-05-1854
Lettre de Lorenz Justin Ritz à son fils Raphaël à Düsseldorf : exhortations et louanges - demande de feuilles de présentation - à Sion, préparatifs de la Fête fédérale de la musique du 11 au 13 juillet - Wilhelm à Mörel où il a mauvaise mine - départ de sa fille Lorette au monastère de Muothatal où elle est heureuse - décès de Mme Alexander de Torrente-Beeger - envoi de 200.-.
Sitten den 8 ten Mai 1854.
Lieber Raphael!
Dein werthes Schreiben habe wieder späth erhalten, und zwar, wie fast allemal erst etwa 10 Täge, nach deinem Schreiben. Dein Brief war zum Beispiel vom 14 Mai datiert in Düsseldorf, aber erst am23 gestempfelt und allhier am 28sten angelangt.
Auch das Geld blieb länger aus als es sollte, den das selbe kamm wieder von Basel zurük und muss mit einer schriftlichen Erklärung begleitet werden, welches man mir das vorergehende Mal nicht abforderte; daher kamm es auf, dass Du länger ohne Geld warst.
Es freuet mich und Mama sehr dein Wohlsein; und hoffen es gehe mit Dir ordentlich vorwärts den an deinen Fleisse zweifeln wier gar nicht. Noch weder Du, noch dein Br. Wilhelm sind diejenigen, die ihre Zeit müssig zubringen und das Geld um sonst vergeuden, wie es in hier mancher Student macht. Du hast recht und thust wohl daran, dass Du im gleichen Kosthause bleibst, den, wan die Leuthe brav sind und die Kost hinlänglich, reimlich und gesund ist: So ist alles, was man wünschen kann; den gewöhnlich ist der Fall, dass man das an einm andern Orte findet, was man früher (gescheut| gescheuet?) hat.
Nach Verlauf des ersten Jahrs, wünschte ich den von Dir etwas zu erhalten, wan es sich thun lässet und nicht zu viel Porto kostet. Fändest Du nicht auch in Düsseldorf, gute Vorlagsblätter in Figuren und Landschaften, für hiesige Zeichenschule? Berichte mich hier über in deiner nächsten Rückantwort.
Es ist mir sehr angenehm, wan du mir Nachrichten über die Kunst und das Künstlerleben, über Kunstausstellungen u.d.gl. in deinen Briefen einschaltest und mittheilst, den in hier, höre ich von allem dem das ganze Jahr kein Wort; wäre Düsseldorf nicht so weit, würde ich Dich Heim suchen.
Hier in Sitten nichts Neues. Man macht einige Vorbereitungen, auf das künftige Eidsgenössische Musikfest, welches den 11., 12 und 13 Juli dahier wird gehalten werden. Das grosse Conzerz wird in der Kathedral statt finden, wo man wirklich die Estrade dazu erbaut. Auch im Theater, wo zum Schluss ein Bal gegeben wird, ist ein neuer Fussboden gemacht worden. Auch ich bin dabei angestellt in der Dekorations und Beleuchtungscomite, für Triumphbögen, Transparant etc. etc.; mais tous cela, pro Deo et Patria.
Wilhelm befindet sich wohl in seinem Möril, und ist glücklich, dass er zweimal zur Woche nach Brieg kann. Er hat eine schlechte unreimliche Kost, so zwar, dass er allemal schlecht aussieht, wan ich naher Brieg gehe oder er herunter kommt; ich habe aber Hr. Bortis darüber schon geschrieben. Lorete ist nicht mehr hier. Mama begleitete selbe, am (Weisensonnt| weisser Sonnt?) , ins Kloster Muothathal. Den ersten Tag kamen sie bis Bern- am zweiten durchsEntlebuch nach Luzern und den dritten endlich nach Stanz, wo selbst sie drei Täge sich aufgehalten und (beim|bei?) Heinrich logierten. Den Sonntag darauf, 30 April, verreisten sie dan mit ein ander, ohne Begleitung von Stanz dem Kloster zu, wo selbst sie gut empfangen und aufgenohmen wurden. Die Mama blieb dennoch den Montag hin über daselbst, und am 2ten Juni, will sagen Mai, verreiste sie dan wieder und liess Lorete im Kloster wohlvergnügt zurück. Am 6ten langte die Mama in hier wieder wohlauf an; und seither habe ich von Loreten einen Brief empfangen, in welchem sie mit Entzücken das Klosterleben schildret, und Gott dankt, dass er seine Leiden in Freuden verwandelt habe; möge es länger dauern als in Stans, ich wünsche es von Herzen in dem das Kind doch so einen Drang nach dem stillen Klosterleben fühlt, und für das Weltleben gar nicht geschaffen ist. Hier ist nichts Neues, nur Fr. Alexander Torrenté geb. ... ist gestorben.
Die Wittrung könnte wärmer sein, den der Wein avansiert nicht. Kirschen hat es viel und sind reif; auch fängt man zu Heuen an; in Oberwallis ist alles in sehr schönem Flor.
Hier hast du wieder 200 frs. Verbrauche es nützlich und zu deinem Wohl. Berichte mich über den richtigen Empfang. Und so schliesse, mit den herzlichsten Grüssen von uns Allen, und deinen Gönnern und Freunden; die Studenten erkundigen sich oft nach dir.Dein Vater L. J. Ritz