Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 29-10-1853

Sources complémentaires

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Lettre de Raphael Ritz au père Lorenz Justin Ritz. Rapport sur le voyage via Berne, Bâle avec voyage sur le Rhin de Mayence à Cologne - Admission à Dusseldorf avec les professeurs - Prédominance de la peinture de paysage et de genre - Appartement avec Jovi à Alleeplatz 726.

Düsseldorf 29 October 1853.

Beste Eltern!

Glücklich bin ich in Düsseldorf angelangt. Ich will Ihnen nun alles chronologisch herzählen, wie es bis jetzt geht. Zuerst machte ich die Postfahrt nach Bern, über St. Moritz[1], Vevey, Bulle, Friburg; Bern erreichten wir gegen 8 Uhr Abends, ich übernachtete da und besorgte die Passeport Angelegenheiten; auch konnte ich noch das Interessanteste der schönen Stadt sehen, weil die Post nach Basel erst 8 Uhr Morgens, (am 25sten Sept. also) abfuhr. Wir kamen über Solothurn, durch die romantische Clus, Waldenburg und Liestal nach Basel, wo ich die zweite Nacht zubrachte. Hier vernahm ich (in der Eisenbahnexpedition, im Gasthof, und auch von Partikularen), dass ich weit besser thue, über das Badische zu reisen statt über Strasburg, weil 1) die Badische Eisenbahn bedeutend kürzer, direkter und also wohlfeiler und schneller nach Düsseldorf führe, 2) weil von Strasburg zu dieser Jahreszeit keine Dampfschiffe mehr den Rhein hinab fahren können und die Dampfschifffahrt jetzt erst bei Mannheim beginne, daher müsste ich von Strasburg ohnehin wieder aufs Badische hinüberfahren, und also statt einmal dann zweimal Zoll zahlen; auch sei die französische Douane weit strenger als die deutsche. Ich that also, was mir gerathen wurde, stieg am 26sten morgens 6 Uhr[2] in den EisenbahnOmnibus und kam augenblicklich nach Haltingen, wo die Douane steht und die Eisenbahn beginnt. In der Douane war man sehr artig und nachsichtsvoll, man öffnete bloss den Koffer (den Deckel beachtete man gar nicht), schaute ein wenig hinein, griff bloss an den Ecken hinab und fragte, was im Säckchen und in dem Malerkästchen enthalten wäre, ohne selbst nachzusehen. Nun kam ich auf die Eisenbahn. Langsam zuerst, und dann gleich schneller und immer schneller gings nun durch das Grossherzogthum Baden hinab, durch und neben[3] schönen Wiesen, Feldern, Gärten, Waldungen, 3 kleine Tunnels, durch Dörfer und Städte und so weiter ; wir kamen unter anderm durch Freiburg, Offenburg, Baden-Baden, Rastadt, Karlsruhe, Bruchsal, Heidelberg, und so weiter , dann in das Land Hessen, durch Darmstadt, und erreichten nun 5 Uhr Abends die grosse, schöne, freie Handels-Stadt Frankfurt am Mayn. Ich musste 1 ½ Stunde Halt machen, dann führte mich[4] ein Bahnzug (die Taunusbahn)[5] noch bis Kastel, an der Mündung des Mayn in den Rhein und gerade gegenübere Mainz, welche beide Orte (beide stark befestigt) durch eine Schiffbrücke verbunden sind. Hier wurde die Nacht zugebracht. Am folgenden Tage, also am 27sten October, machte ich die Rheinfahrt. Sie dauerte den ganzen Tag, war herrlich schön und von schönem Wetter begünstigt. Die Rheinufer sind von Mainz bis Köln und hieher[6] wahrhaft klassisch, sowohl in malerischer als historischer Beziehung und die ganze Gegend wunderschön und ganz bezaubernd. Eine sehr grosse Zahl der prachtvollsten Ruinen und Bergen, zahllose Dörfer, Flecken, Städte, - bis Bonn hinab die schönsten Weinberge, bald Ebenen, Felder, Gärten, bald Felsen, Wälder, Berge, u.s.w. Besonders ausgezeichnet schön und interessant waren folgende Orte : Mainz mit der Bundesfestung, Fort Montebello, Bieberich, Johannisberg, die Brömserburg, Bingen (mit dem sog. Mäusethurm), Ehrenfels, Vautsberg (Ruine), Ruine Falkenburg, R. Rheinstein, R. Heimbach, R. Sonneck, R. Fürstenberg, Bacharach, Lorch, R. Stahleck, und Noltingen, die Pfalz, Kaub, R. Gutenfels, Rheineck, Oberwesel, R. Schönberg, der Lorelei-Felsen (mit seltenem Echo), St. Goar, St. Goarshausen, Rheinfels, R. Katz und Maus, Boppart, Ruine Liebenstein und Sternberg, Braubach, R. Bahnstein, Maxburg, Stolzenfels (wo Deger wirklich al freno malt), Koblenz, die Feste Ehrenbreitstein, Neuwind, Andernach, R. Hammerstein, Rheineck, Argenfels, Okkenfels, Remagen mit der berühmten Apolloniariskirche, Unkel, Rheinbreitbach, Oberwinter, R. Rolandseck und Nonnenwerth, das Siebengebirge Linz[7] , Bonn, Köln, Deuz[8], und so weiter

In Köln übernachtete man, weil die Dämpfer nicht weiter gieng in der Nacht. Es hat auf dem Rhein überhaupt eine sehr grosse Zahl Dämpfer.[9] Ich bewunderte noch den prachtvollen Dom am folgenden Morgen, weil ich vor der Abfahrt einen Augenblick Zeit hatte.

Am 28sten 7 ¼ Uhr Morgens von Köln fort, hinüber nach Deuz, und in die Eisenbahn; ich wählte diese, statt der Dampfschifffahrt, nach Düsseldorf, um schneller hier zu sein. Von Mainz bis Köln besteht noch keine Eisenbahn (man könnte jetzt[10] auf solcher nur durch weite Umwege (über Nassau) nach Düsseldorf gelangen). 9 Uhr Morgens, (als am 28sten) langte ich nun in Düsseldorf an. -

Mein erster Gang war alsogleich zu den Herrn Schmid und Maler Jungheim, um die wichtigsten vorläufigen Erkundigungen einzuziehen. Dann gieng ich zu Herrn Inspektor Wintergerst, gab die Empfehlung und meine Zeichnungen ab; er beschied mich auf heute von 12 auf 1 Uhr zu ihm. Das that ich heute und vernahm bisher[11] folgendes: die Akademie ist dieses Jahr schon am 8ten Oktober geöffnet worden, alle Plätze im Antikensaale sind gefüllt, es müssen mehrere Künstler[12] schon warten (bis Neujahr, villeicht bis auf Ostern), bis sie im Antikensaale Platz finden; bloss in der Malerklasse ist noch wenig Platz übrig. Meine mitgebrachten Zeichnungen und Gemälde gefielen Herrn Prof. Wintergerst, er machte mir Hoffnung, in die Malerklasse aufgenommen werden zu können. Am fünften November wird die Lehrerkonferenz gehalten; da muss ich dann meine Zeichnungen etc. mit Brief vorlegen. – Die Klasse Hrn. Prof. Sohn, das heisst, der Antikensaal, wäre freilich bei Weitem das Vortheilhafteste und Beste für mich gewesen. In der Malerklasse kann ich Abends auch nach[13] dem Nakt zeichnen; – den Antikensaal dürfte ich an Sonntagen, in den Oster-, Pfingst- und Herbstferien (letztere dauern 2 Monate) besuchen, dann korrigirt aber niemand. Als Eintrittsgeld in die Akademie zahlt man jetzt 8 pr. Thaler (à 3 fr. 70 cents). Auch solle man jetzt etwas wissenschaftlich gebildet sein und ein Zeugniss vorlegen, dass man die Sekundarschulen gemacht habe.

Doch fand Hr. Wintergerst, dass ich dieses nicht durchaus haben müsse. Ich muss in der Petition auch die Schulen angeben, die ich gemacht habe, und so weiter – Die hiesige Akademie (das ehmalige Residenzschloss, am Rhein), wird sehr zahlreich besucht und von Jahr zu Jahr zahlreicher; jetzt hat sie bereits 600 Akademiker. Auch die Methode, Regel und Ordnung wird immer besser und strenger, besonders ist in der Sohn’schen Klasse die Ordnung am besten.

In der Malerklasse sei früher da nicht die beste Ordnung gewesen; nun sind aber mehrere der wilden jungen Kerls verschickt worden; und die Ordnung geht jetzt auch besser. – Herr Wintergerst ist mir recht freundlich gewesen. – Die Empfehlung Herrn Vogels

Privat-Unterricht und Ateliers geben hier viele Maler, zu 3 bis 4 Friedrichs d’or per Monat. –

Am meisten Jünger hat hier die Landschaft, wofür Düsseldorf bei Weitem[14] die beste aller Akademien sei . Auch sehr viele und ausgezeichnete Genremaler; Historienmaler und Kirchenmaler weniger; unter den letzten sind Deger, Schadow[15], und die Müller die besten. – Künstler und Akademiker hat es aus allen Ländern, aus Amerika eine Menge, aus Norwegen, Schweden, Preussen, selbst aus Bayern und sogar Münchner (wie Jungheim sagte), und so weiter –

Nachdem ich gestern die erste Visite bei Hrn. Inspektor, und so weiter gemacht, musste ich um eine Wohnung sorgen. Hr. Jungheim that mir dabei gute Dienste und empfahl mir vor allem Jovi’s. Ich gieng dahin und noch in einer Menge anderer Häuser, Jovi’s gefiel mir aber immer am besten; die andern Häuser waren theils theurer, theils schon ganz besetzt, theils wollte man die Kost nicht mitgeben (zum Essen besonders in die Restaurationen etc. zu gehen, sei bedeutend theurer), und so weiter Der geringste Preiss ist jetzt, Kost und Wohnung in allem zusammengenommen, 13 bis 14 Thaler, und darum bekam ich vorläufig auf einen Monat eine kleine Wohnung (ein kleines Zimmer mit Schlafkabinet und gehörige Möbel) mit hinlänglicher Kost, bei sehr braven, christlichen Leuten. Die Lage meiner Wohnung ist in dem mittlern Stockwerke, warm, trocken und also gesund. Kann ich während diesem Monate noch ein wohlfeileres Lokal ausfindig machen, so werde ich nachforschen, und so weiter Ich zog schon gestern Abends (am 28sten also) in die neue Wohnung ein, weil der Aufenthalt in den Wirthshäusern sehr theuer ist. – Düsseldorf ist eine schöne, gut gebaute Stadt, mit schönen Häusern, sehr breiten Strassen, etwa 30000 Seelen, (grösstentheils katholisch), in einer schönen, trefflich angebauten Gegend, ganz Ebene, am Rhein, und so weiter Darüber kann ich Ihnen ein ander Mal mehr schreiben.

Ich schliesse mit den herzlichsten Grüssen an Sie, Mama, Geschwisterte und so weiter Ihr dankschuldigster Sohn Rafaël. Düsseldorf, bei Herrn H. Jovi am Alleeplatz, N. 726

Heute war ich auch auf der Polizei und wurde gut aufgenommen. In Eile[16].

[1] Presque tous les lieux mentionnés sont soulignés

[2] Au-dessus de la ligne

[3] Au-dessus de la ligne

[4] Au-dessus de la ligne

[5] Au-dessus de la ligne

[6] Au-dessus de la ligne

[7] Au-dessus de la ligne

[8] Au-dessus de la ligne

[9] Au fond de la page

[10] Au-dessus de la ligne

[11] Au-dessus de la ligne

[12] Au-dessus de la ligne

[13] Au-dessus de la ligne

[14] Au-dessus de la ligne

[15] Au-dessus de la ligne

[16] Dans la marge gauche