Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Stans

Date d'envoi: 23-08-1851

Sources complémentaires

Lien vers l'inventaire en ligne

Lettre : Raphael Ritz à son père. Arrivée du frère Wilhelm et son pénible voyage - Il a passé une année de chien à Brigue - Les albums et les panoramas - Les doreurs Lerch et Müller - Travail du dessin - Joseph Zelger le peintre a beaucoup de mérite - Calame et Diday ne sont que pour les très grands messieurs - En Valais abondance de matériel pour les paysagistes etc.

Stans am 23sten August 1851.

Lieber Vater!

Ihren lieben Brief vom 15ten habe ich erhalten, wie Sie auch meinen vor 12 Tagen versandtes und aus Unkunde nach Sion adressirtes Schreiben werden empfangen haben. Die Ankunft meines lieben Bruders giebt mir nun willkommen Anlass, Ihren Brief zu beantworten. – Wilhelm kam gestern Abends 4 Uhr in hier an nach mühseliger Reise; dass seine Ankunft mir und der Schwester[1]grosse Freude gemacht, versteht sich von selbst; auch von allen Verwandten, den Häusern Kaiser, Leu, Cattani wurde er freundlich bewillkommt und gut aufgenommen. Seine Reise von Sitten nach Brieg war unangenehm; es sei ihm einige Male übel geworden. In Niederwald blieb er während den drei Feiertagen und machte sich dann auf gegen den Berg. Dieser war sehr böse, es guxte, hatte noch viel Schnee auf der Höhe und dichten Nebel, so dass er sich verirrte. Er kam des Tages von Obergesteln bis Imhof Wahrscheinlich Hof, Innertkirchen BE, und den folgenden bis Sachseln; die schlechten Beine (verursacht vom Schneewasser, dem Druck der Schuhe etc.) erlaubten nicht grössere Tagmärsche. Hier kam er ganz gesund und wohlbehalten an; alle sagen, er sei munterer als früher und sei ordentlich gross. Es ist gut, dass er eine kleine Erholungsreise macht, er hatte ein wahres Hundejahr in Brieg; auch Gregor Karlen (noch in St. Gallen) und Hr. Blatter beklagen sich; das bringt dem dasigen Präfekten und Inspektor wenig Früchte; es ist ein solches Völkchen. – Die mitgebrachten Albums und Panoramas freuen mich; es ist nur schade, dass die Bergspitzen und einiges andere in denselben etwas undeutlich sind; sonst haben sie guten Effekt etc. Ich gebe eines Hr. Oberst Louis, 1 dem Onkel Heinrich, eins versende an Hr. Keller in Zürich und das vierte ist noch ungewiss. Da Wilhelm zur Belohnung der ihm von Hr. Stockmann geschenkten Gastfreundschaft ein Panorama verschenkt, so wünschte gelegentlich zur Ergänzung des letzten Exem plars noch ein Panorama. Wie geht’s mit dem Verkaufe derselben unsererseits, welches sind die Preise der Albums und Panoramas? Wollen wir auch Hr. v. Charpentier ein Exemplar senden? Letzteres möchte gewiss gute Früchte bringen.

Hr. Vergolder Lerch war letzthin hier und hat sich nach Wilhelm erkundigt; Onkel Heinrich hat’s ihm ausgeredet; er sei in üblen Umständen und das ist bei der grossen Vorausbezahlung eine bedenkliche Sache. Er wollte Auskunft, wenn Wilhelm nicht komme, so nehme er seinen Sohn im Herbste zur Lehr. Heinrich sagt, es sei besser nach Gersau zu gehen zu Hr. Müller, der ein guter Vergolder, Marmorarbeiter etc. und in guten Umständen ist. Wir werden ihn desswegen besuchen und sprechen. – Lorete ist munter und schätzt sich glücklich. Sie möchte sich nach Jungfer Marie Schmutz gütigst erkundigen. – Familie Cattani ist ganz wohl, die Fam. Leu aber noch mit Bauen vollauf beschäftigt, und die alte und junge Nannette, besonders letztere, unpässlich, doch nicht bettlägerig. Louis befindet sich in Neapel sehr wohl, wie im Paradies. –

Hr. Onkel Heinrich ist sehr mit Bestellungen beladen, jetzt nehmen ihn die Theater-Dekorationen von Morgen früh bis Abends in Anspruch. Ich zeichnete bisher nach seinen Handzeichnungen, um mich im Zeichnen zu üben und die schöne sabatellische Schraffier-Methode anzueignen. Dann (wenn er mit den Dekorationen fertig ist) gehe ich zu den Cartons über. Herr Landschaftsmaler Zelger – ein sehr guter, ganz uneigennütziger Herr – hat mir versprochen, die besten und schönsten Landschaftstudien mir zukommen zu lassen so viel ich wolle[2] und will damit fortfahren, wenn er auch in Luzern sein wird. Er hat mir schon treffliche Lehren hierüber gegeben. Ich denke dem Dinge bei meinen einsamen Spaziergängelchen (an Sonntagen und bei schönem Wetter alle abends nach dem Nachtessen, wegen der Bewegung und um die Luftänderung nützlich zu machen) sehr tief nach, erwäge alles, kann aber meine vorherrschende Neigung zur Landschaft nicht ausschlagen, d.h. meine Natur, die Richtung meiner Anlagen und des Gefühl’s, nicht verläugnen. Einzig ist dagegen die Aussicht auf reichen Verdienst und die scheint mir doch nicht so gering. Calame und Diday, obwohl Nachbarn, sind nur für die allergrössten Herren, Die Hr[3] Onkeln alle sagen, dass Hr. Zelger – der doch sehr weit hinter jenen ist – einen grossen Verdienst habe, wie alle Landschaftsmaler, Namentlich habe das Lithographiren oder lithographiren Lassen ihrer Kunstprodukte den Hr. Calame, Diday, Guignon, (Ziner|Hiner?) und den andernreiche Quellen zugeführt; also noch ein Grund für die Aussicht auf Brod. – Uebrigens macht mich der grosse Reichthum das Glück.[4] die einen ordentlichen Grad erreichen, und dahin geht ja all mein Streben. Sie wissen ja, v. Charpentier sagte dasselbe, und dazu sind Figuren keineswegs von der Landschaft ausgeschlossen, da die Ausstaffirung derselben mit Figuren von erster Wichtigkeit ist; – nach der Meinung Charpentiers könne man also noch immer dann und wann für Wallis ein heilige Bild – der Zahlung gewiss noch gut – machen. Durch die Staffirung wird die Landschaft leicht zum Genrebild, oder Mittelglied zwischen beiden; Stoff ist überreich im Wallis und der schönste für unsere Landschaftsmaler (die städtisch erzogen sind und nur da hin reisen, wo Wirthshäuser sind, wie zum Beispiel . Herr Zelger) verloren. In Wallis ist auch für das historische Fach keine Aussicht (obwohl, wie es mir quasi scheint, man mich lieber nur dort sähe), somit muss ich ohnehin auf[5] das Ausland das Augenmerk richten, wie Sie sagten. Allenfalls werde ich in der Landschaft weit stärker, weil ich auch schon weit mehr voran bin und bei derselben mich so selig finde. Nun kann ich dann nicht so lange hier bleiben, Heinrich malt zwar sehr schön Landschaften und würde mich, wie er sagte, doch eine nicht un[6]bedeutende Zeit hierin unterrichten können, dann aber müsste ich nach Genf zu Diday oder Calame. Doch nun für einmal genug hievon, ich langweile Sie vielleicht; nur die Wichtigkeit der Sache, die mir so sehr am Herzen liegt, bewog mich zu diesem Geschwätz. Möchten Sie mir Ihren väterlichen Rath mittheilen und beifügen, ob meine Neigung Sie befriedige? –.

Indem ich Sie um Ihre väterliche Nachsicht wegen meines eiligen Gekritzels bitte, grüssen Sie herzlichst Wilhelm, Lorete und Tausend Grüsse von den Herrn Onkeln Heinrich, Louis, Franz, Leo, Cattani, etc. Von Catherine, Mad. Nannette Kaiser und Leo, Rosa, von Hr. Landamman Zelger etc. Ihr dankschuldigster Raphaël Monsieur L. J. Ritz Peintre d’histoire, actuellement chez Monsieur le Docteur Volmar A Fribourg Suisse

[1] Au-dessus de la ligne

[2] Au-dessus de la ligne

[3] Au-dessus de la ligne

[4] Au fond de la page

[5] Au-dessus de la ligne

[6] Au-dessus de la ligne