Emetteur: Heinrich Kaiser
Destinataire: Lorenz Justin Ritz
Lieu d'envoi: Stans
Date d'envoi: 17-12-1850
Lettre de Heinrich Kaiser à son beau-frère Lorenz Justin Ritz à Sion. Volonté d'initier le fils Raphaël à l'art de la peinture. Conseils pour lui - Lorette est attendue au couvent de Stans - naissance d'une fille - travail sur des retables pour Chamonix et la St.Niklauskirche près de Soleure.
Stans den 17 Dec. 1850
Theurster Herr Schwager
Da ich gestern vom Vergolder Lerch endlich die verlangte Antwort erhalten, so will ich Ihnen Ihren werthen Brief vom 4 Nov. nun unversäumt beantworten.
Es freuete uns sehr von Ihnen zu vernehmen, dass Sie sich von Ihrer letzten Krankheit so gut wieder erholt haben. Ich wünsche Ihnen von Herzen, Ihre Gesundheit möge nun von langer Dauer sein.
Dass sich der liebe Raphael (unter?) auf den (Kurs| Kunst?) , so er bei mir nächsten Frühling anzufangen willend ist, vorbereitet, ist sehr gut. Ich bin so frei Ihnen desswegen noch einige Bemerkungen zu machen, die dem lieben Raphael zu schnelleren Fortschritten in hier von Nutzen sein können. – Vorerst aber kann ich Ihnen noch die erfreuliche Versicherung geben, dass wenn sich die Umstände nicht ändern, so hat Raphael bei mir die schönsten Aussichten, auf angenehme und schnelle Weise, sich zu einem Künstler zu bilden, indem mir in Aussicht steht, von Herrn Paul Deschwanden , mit welchem sehr gut stehe, (sehr| sicher?) schöne Modelle zum copieren zu erhalten, auch von Herrn Joseph Zelger kann ich haben was ich will. – Solche Originalien sind meines Erachtens sehr nützlich und können für später immer von Nutzen sein, namentlich jene von Paul. Meine Bemerkungen oder Wünsche, viel mehr wie Raphael die Zeit bis zu seiner Herreise anwenden sollte, bestehen darin: Ich wünschte, dass Sie ihn in der Farbenmischung sogleich unterrichten würden, damit er sowohl Farben als Pinsel zu regieren weis. Was Landschaften sind, möge er bei Seiten lassen und sich einzig auf Köpfe, Hände und Füsse zu studieren verlegen, wobei er (aber| eben?) streng die Charaktere sich bemerken solle. Componieren und Faltenstudien kann er dann später vornehmen – so wie das etwa nöthige Landschaftliche. Wenn Raphael bei seiner Ankunft in hier ordentlich zeichnen kann und im Mahlen einen guten Anfang hat – worann ich keines Wegs zweifle, so hoffe es werde dann gut mit ihm vorwärts gehen. Was zwar Kost und Logie betrifft, so kann ich ihn leider des Platzes wegen[1] nicht bei mir behalten, er wird es aber bei meinen Geschwistern eben so gut haben; malen wird er aber neben mir.
Die liebe Lorete erwartet man hier im Kloster mit Ungeduld, indem man sie gerne zur Lehrerin gehabt hätte, weil nun hiesiges Frauenkloster die Mädchenschule übernohmen hat. – Es ist wirklich ein Frauenzimmer in hier, Melle Gloggner von Luzern, die die Bildung der Lehrerinnen übernohmen hat, und wie mir Melle Gloggner gesagt hat, so hätten es die Lehrerinnen in Bezug der schweren Arbeiten am besten, indem sich selbe nur der Schule widmen müssen.
Herr Lerch, dem ich auch geschrieben habe, antwortet mir in Betreff des lieben Wilhelm, dass er Ihnen diese Tage schreiben werde und Ihnen des Gesuches für Aufnahme eines Knaben in seine Lehre, entsprechen werde. Somit werden wir das Vergnügen haben nächsten Somer Ihre lieben Kinder in unserer Nähe zu sehen. Soviel in Beantwortung Ihres werthen Briefes.
Nun von hier, das neueste, so ich Ihnen melden kann, ist, dass mir der St. Niklaus ein Mädchen gebracht hat! Was mich unendlich freuete, weil alles so glücklich und schnell von statten gegangen ist. Meine liebe Frau, so Sie und Ihre werthe Familie grüssen lässt, ist recht ordentlich wohl, hingegen das kleine Nanetteli ist schon einige tage kränklich, Götti war Hr. Schwager Walter Zelger und Gotha Schwester Katarina – dieser Anlass machte, dass ich wieder einmal seit Ihrer Abreise von hier mit der Schwester Katarina sprechen konnte. –
Zu mahlen habe wirklich sehr viel, und wirklich vollende [ein] Altarblatt nach Chamounix; dann fange am Hocha[ltar][...] [Gem]älde für die Niklaus Kirche bei Solothurn an, erles[...] [...] [vie]len andere Arbeiten. –
Bruder Louis beauftragt mich, Sie vielmal zu grüssen; er wisse Ihnen nichts zu schreiben, sonsten hätte er es schon früher gethan, werde Ihnen aber nächstens ein Briefchen senden.
Und zum Beschluss wünsche Ihnen und Ihrer lieben Familie ein glükliches Ende dieses Jahres und ein segenreiches, glückseliges neues Jahr und verbleibe in alter Liebe und Freundschaft Ihr stets ergebener Schw. Heinrich Kaiser
Viele Grüsse von Herr Landmann Zelger, Familie Leu[2] und namentlich vom Br. Franz. Louis Leu hat gute Aussichten nächstens als (Fähndrich| Fähnerich?) nach Neapel zu verreisen. Als Maler hatte er wohl wenig Talent und (...?) (Gesicht| besitzt?) .
[1] Au-dessus de la ligne
[2] Pour la famille Leuw de Nidwald