Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 19-02-1866

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Düsseldorf 19.2.1866.

Bester Vater!

Ihr Brief hat mir sehr grosse Freude gemacht, besonders weil er mir die so sehr erwünschte Nachricht von Ihrer Genesung und Wiederherstellung, / von Ihrer Hand geschrieben, brachte. Dem Allgütigen sei dafür der innigste Dank gebracht, mit der Bitte, dass er Sie fortan in der besten Ge- sundheit erhalten wolle! – 

Für Ihre und Bruder Wilhelms Wünsche sage ich ebenfalls besten Dank. Onkel Heinrich hat mir auch geschrieben, beabsichtigt seinen Emil später nach Düsseldorf zu weiterer Ausbildungzu fördern und erkundigt sich darüber ausführlich nach Kosten, Aufnahme- bedingungen hiesiger Akademie und so weiter Das kostet hier nun allerdings alles mehr als in Karlsruhe, ist dafür aber in künstlerischer Hinsicht auch besser; man lernt mehr, studirt, strebt und arbeitet mehr hier, und faulenzt, bummelt und visitlenet weniger als in Karlsruhe, München und andere Kunststädten. Ein besonders schroffer Gegensatz ist aber besonders die tonangebende Stadt Sion, wo es zum sogenennten bon ton gehört, nichts zu thun, nichts zu wissen, oder zu lernen, worin sich ja ganz besonders die junge Herrenwelt daselbst auszeichnet, den ganzen Tag im Casino, et cetera sitzen oder visit- lenen und so auch (andern| ander?) die Zeit zu rauben, voilà de bon ton! Spielen, ja das gehörtzur bonne éducation! Ich habe das Zeug bis zum Eckel kennen gelernt, und werde, wie schon gesagt, bei meiner Rückkehr in Sion vor den Herrlein dieser Art Bildung mich zu hüten wissen. – 

Genug (hiervon| hiervor?) . – Mein Befinden betreffend geht’s zimlich gut. Im Monat Jänner war ich vom Husten geplagt, der nun wieder bis auf ein Weniges vorüber ist. Ich bin fleissig am Malen; ein kleines sehr aus- geführtes Bild habe ich bereits vollen- det (es ist ein Motiv aus Valeria, mit drei Figuren) und nach den norddeutschen Kunstausstellungen gesandt, welche zunächst beginnen. Vier Tage habe ich’s auf der hiesigen permanenten Ausstellung gehabt und es fand viel Beifall. Dann gings gleich auf die nordische Reise.Longeborgne habe ich, mit der Predigt davor, nach Entwerfung des Cartons, bereits untermalt. Nun habe ich die Ueber- malung des Gebirgs-Topographen im Nebel, begonnen. Die Untermalung davon hatte ich Ihnen bereits gemeldet. – Auch habe ich nebst neuen Entwürfen zu Genrebildern, noch drei kleine Vignetten (wovon zwei Initialen) auf Holz entworfen und ausgeführt, etwas neues für mich, aber immerhin nützlich, hier und da nebenbei sich auch in solchen Sachen zu üben. – 

Es kommt nun eine schöne Zeit zum Arbeiten, weil die Tage jetzt länger und heller werden und die langen Abende bereits tüchtig abgekürzt sind, was Ihnen auch sehr lieb sein wird. Der Winter war mild aber höchst veränderlich, trübes, dunkles, regnerisches, stürmisches Wetter, mit einigen gewaltigen Gewittern, mit Blitz und Donnerschlag und Hagel. – 

Nun noch viele herzliche Grüsse an Sie, an Mama, Wilhelm und alle oftgenannten Verwandten, Freunde und so weiter

Ihr SohnRafael.