Emetteur: Lorenz Justin Ritz

Destinataire: Raphael Ritz

Lieu d'envoi: Sitten

Date d'envoi: 27-01-1866

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Sitten am 27. Jener 1866.

Lieber Rafael!

Für dieses Jahr mache ich dier keinen langen Neujahrswunsch, theils weil es allzuspäth und ander theils auch, weil Bruder Wilhelm es für mich und uns alle zur rechten Zeit gethan haben soll. Daher wünsche dir nur ganz kurz, aber aufrichtig von ganzem Herzen, dass dich dein heiliger Engel Rafael das ganze Jahr hindurch nie verlassen möchte, und der liebe Gott dein Vater sei und bleibe wie biss dahin, so wird dier geholfen sein, Du wirst denn auch das deinige beitragen, um dein zeitliches und ewiges Glück zu gründen und ununterbrochen auf diesem Wege fortfahren. So wird es gut gehen. 

Es ist heute der erste Tag, seit dem heiligen Abend, dass ich wieder was angreife und da fange bei dir an. Vorzüglich will ich dier deinen neuen Jahrswunsch verdanken, nun auch deinen zweiten Brief unterm 18. November beantworten, welcher mir besonders gefallen.Dass du wieder dein altes Atillier hast, mit gefälligem Logment und hübscher Aussicht, und bei braven Leuthen ein- logiert bist, alles dieses ist sehr erwünscht und gebig. Du hast mir wie aus dem Herzen geschrieben, als du deine zwei schlecht zugebrachten Jahre in Sitten bedauertest und den guten Vorsatz machtest, deine Thätigkeit ins künftig zu ver- dopelen, und die Sitter Taugenichtse künftig von Hals zu schaffen; rechtschaffene Leuthe in hier sind alle deiner Meinung auch ich mit Ihnen. 

Es ist mir leid mit dir, dass du deinen ersten glänzender Ruhm mit den (Kaffe| doffe-?) doffen deffe -Künstlern verdunkelt hast, und wegen (Verlurscht| Verlauscht-?) Verluescht Verlust der Zeit und (anderem| anderen?) so zwar, dass du selbsten mit einer Art von Verdruss, Sitten wieder verlassen hast. Meine Meinung ist ganz die deinige. Dieses kann nicht mehr geschehen und die stolzen Sitter müssen sehn, dass man sich in Düsseldorf auch zum Guten gewöhne und ganz gut bilden kann. Herr (Wäsinger| Wäsingen-?) Wähinger Wähingen Wäsniger bei, dess Deneriaz, der ihme alles abgekauft und auf eigene Rechnunghandelt, sagte zu mir, ein Mann, der etwas werden wolle, müsse es in der (Jungdet| Jäugdet-?) Jängdet Jugend thun; was besonders Noth thut, wie du auch sagst. – 

Solche gute Vorsätze sind goldeswerth und ganz besonders noch, wan manicht (nicht| nichts-?) nichs nächst davon absteht. 

Ich gehe (nun| nur?) nicht weiter; ich habe deinen Entschluss auf der Hand; und das ist mir genug. Gott mit uns. – 

Ich bin heute ein schlechter Schreiber. Es geht mir nicht aus der Feder; und mein Kopf (sumset| sumsets?) sumsek surnsets sumstet sum stets surn stets und tobet. Rück und Bauch thun wehe vom Husten, der nun gröstentheil verschwunden ist; und die Füsse sind schwach. Doch kann ich jezt wieder schön schlafen und der Appetit stellt sich immer besser ein, bald, bald geht es wieder ans arbeiten. 

In Stans, Muthenthal und Goms ist alles wohl oder bei altem, von aller seit und Verwandten schicket man dir gute Wünsche nach, alle sind der Meinung Düsseldorf sei Sitten vorzuziehen; sogar das kleine Marie in Goms, schrieb mir: es sähe dich schon lieber zu Hause, aber es werde für dich in Deutschland schon auch gut und vortheilhaft.

Ich habe nun Langeweile nach (dies und allem| das und allem?) dir und allem ; die Zeichnung ist in andere Hände übergegangen. Ich selbst habe jezt über sechs Wochen nichts mehr verdient. Ins Freye kann ich nicht. Arbeit steht wenig in Aussicht. Es kein Geld vorhanden et cetera et cetera Und so muss es (einm| eine?) einen einem Langweilen Mitten in der Fassnacht. In (Cassino| Cahsino?) hat man freilich jezt alle Samstag Baal. Die (zwein Musikchors| zwein Musikchorzs?) zwein Musikkors zweie Musikchorzs , die sich wieder mit ein ander vereiniget haben, machen die Musik; Präsident Torrente dirigiert. Sonst höret man von nichts Wichtigem. Anton Torrente, der Sohn vom Conservateur, hat sich mit Fräulein Kuntschen aufm Schlossplatze vermählt: Vorgestern sind selbe von einer Hochzeitreise von Nice zurückgekommen. Herr Postm. (Dräger| Drüger?) hat die Mademoiselle (Anthonioz| Anthoini?) Anthonini Anthinioz Anthoiniz geheirathet und machen heute eine Reise nach Arau. Diese wollen das Cafe Messerli übernehmen, weil dieser nach Thun übersiedlet. Herr Domherr Dumoulin ist auch gestorben. 

Herr Anton Torrente forestier fragt oft nach dir und ist nun im (Besätze| Besizte?) Besitzte deiner Zeichnung von , so du für Rothen gemacht hast. 

Zum Schluss nun, viele Grüsse von allen deinen besser Bekannten und von uns allen. Lebe wohl, unter dem Schutze Gottes. 

Dein wohlminder Vater Lorenz Justin Ritz.