Emetteur: Raphael Ritz
Destinataire: Lorenz Justin RitzMarguerite Ritz-de Torrenté
Lieu d'envoi: Düsseldorf
Date d'envoi: 28-12-1865
Düsseldorf 28.12.1865.
Beste Eltern!
Wir stehen wieder an einem Jahresschlusse und vor dem Beginnen eines neuen Jahres, welches immer ein wichtiger Zeitpunkt ist, der das Gemüth mit allerlei Gefühlen bewegt, mit Dank gegen den Schöpfer und gegen diejenigen, die er (einem| ein-?) wenn wem gegeben, die und lieb und gut sind, durchdringt und mit heissen Glückswünschen für dieselben erfüllt. Man bittet den Allgütigen, dass er unsere Lieben auch imneuen Jahre und fernerhin in bestem Wohlsein erhalten und mit allem Guten beglücken wolle. Ich habe auch alle Ursache, von diesen Gefühlen bewegt zu werden, und ich sende Ihnen, bester Vater, beste Mama, lieber Bruder, meinen herzlichsten Dank für alles Liebe und Gute, dass Ihr mir im Laufe des verfliessenden Jahres und früher, erwiesen habt, und damit tausend heisseGlückswünsche für’s neue Jahr und die fernere Zukunft. Wolle der Allmächtige Ihre Güte reichlich belohnen, Euch alle mit allem Guten beglücken und mit allem, was Ihnen erwünscht ist.Wolle er Euch alle noch recht lange in bestem Wohlsein erhalten! Auch bitte ich den Herrn und Euch, um Vergebung für meine Fehler und Schwächen; wolle mir der Himmel seinen Segen geben, im neuen Jahre mehr und viel Gutes wirken zu können! –
Nehmen Sie diese Aeusserungen meiner Gefühle freundlich an und bleiben Sie mir auch ferner, was sie bisher waren, die Liebe und Güte.
Wie Sie bereits in meinem letzten Briefe gesehen, bin ich nun fleissig wieder an meinen Genrebildern. Jetzt habe ich die Predigt von Longeborgne in Arbeit, die schon durch seine landschaftliche und architektonische Umgebung ein zimlich interessantes, originelles Motiv ist, und ein figurenreiches Höhenbild wird.
Mit der Gesundheit gings bisher Gottlob zimlich gut, der Winter benahm sich aber auch bisher ganz höflich und mild. Die Feiertage vergingen still, am heiligen Abend war ich in Familie eingeladen, wo es vor einem schönen Christbaume, wie hier allgemein üblich, ruhig und dem erhabenen Feste gemäss und anständig zuging. –
Mein Bild „Zur Weihnachtzeit“ ist in kleinem Format in Holz geschnitten worden, und wird jetzt in einer Zeitschrift herauskommen. Die „kleine Kavallerie“ ist während meines Aufenthaltes in der Heimath ebenfalls erschienen in Oelfarbendruck.
Und nun wünsche ich Ihnen, der Mama und Wilhelm nochmals recht viel Glück und schliesse mit 1000 Grüssen und Empfehlungen
Ihr dankschuldigster SohnRafael. Meine Glückswünsche und Grüsse an die Ver- wandten in Goms et cetera , an Familie Kalbermatten, Torrenté, Joris, Professor Calpini, Köbel, Bärli, Wehinger, Leo Roten, Tavernier und so weiter und so weiter