Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 24-10-1865

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Düsseldorf 24 October 1865.

Bester Vater!

Nachdem ich nun glücklich hierselbst angelangt, meine Sachen in Ordnung gebracht, und bereits Wohnung und Atelier gefunden, Ihnen also meine Adresse anzeigen kann, ist’s mein Erstes, Ihnen ein Briefchen zuzusenden. 

Zuerst habe ich von der Reise zu berichten, der Zeitordnung gemäss. Den ersten Tag als am 17ten, kam ich noch bis nach Freiburg im Breis- gau. Bis Lausanne hatte ich die Gesell- schaft Herrn Gerlach’s; von dort kam ich über Fribourg und Bern nach Basel. Ich benutzte noch den um 6 Uhr abgesendeten Zug nach dem zweiten Freiburg, demjenigen im Breisgau, und ich hatte so dem Schnellzug des folgenden Tages einen Vorsprung abgewonnen, um das dortige Münster, Rathhaus, gothischen Brunnen und so weiter zu sehen, das erstere von Aussen und Innen, und es lohnte sich; denn es giebt neben dem gewiss kein schöneres, reineres gothisches Bauwerk. Bisher sah ich’s immer nur von Ferne. 

Am 18ten sauste ich mit dem Schnellzug über Karlsruhe, Heidelberg, Darmstadt und so weiter nach Mainz, beim schönsten Wetter. Von Heidelberg bis Weinheim hatte ich zufällig im gleichen Waggon die Gesellschaft des Herrn Baron Von Racknitz, den ich bei Mad. (Mutton| Matton?) Maston Muston kennen gelernt. In Mainz gings über die neue Eisenbahnbrücke, die gleich derjenigen von Koblenz im Bogensystem gebaut und schöner ist als die im Gittersystem erbauten Brücken zu Köln, und so weiter  

Der 19te war dem Rhein gewidmet. Der Wasserstand ist ganz ausserordentlich niedrig, wie er seit Menschengedenken nur einmal bereits gewesen sein soll. Eben eine Folge der allgemeinen Dürre, über die man allgemein klagt.Es können daher nur die kleinsten Dampfboote, mit dem geringsten Tief- gang, fahren und mit einem solchen kam ich denn auch längs den romantischen, mit unzähligen Burgen, Städten, Dörfern, alten und neuen Schlages, besetzten Rhein- ufern herunter nach Köln, vorbei an Weinbergen, Felsen, Hügeln und Ebenen und so weiter Es befanden sich viele Reisende, Herrn und Damen an Bord und sehr viele Kaufmannsgüter, die nach New-York bestimmt waren. Die Weinlese war überall zu Ende, und hat ein Produkt ergeben, das den Elfer noch übertreffen soll; an der Mosel sei auch die Quantität sehr reichlich aus- gefallen. Das Dampfboot kam 8 Uhr bei finsterer Nacht und Regen in Köln an, und übernachtete dort, was auch ich that. Am folgenden Morgen früh nahm ich noch schnell die Fortschritte des Dombaues in Augenschein und und fuhr dann nach Düsseldorf, woselbst ich wohlerhalten ankam. Somit käme ich nun an den zweiten Theil; (und| und ?) als der begreiftdie Erledigung der ersten Geschäfte hierselbst. Zuerst befriedigte ich den Farben- händler, der sehr freundlich war und gleich die ganze Summe erhielt von 270 Franken Einige kleinen Posten waren bereits bezahlt und auch der Vergolder hatte Ostern eine Ab- schlagszahlung erhalten vom Gelde, was ich hier liegen hatte; nun berichtigte ich noch den Rest und so ist nun alles in Ordnung. 

Wohnung und Atelier (erstere eine kleine Kammer), beide neben einander, habe ich nun auch, und zwar dasselbe, was ich bei meiner Abreise 1863 hatte, wo auch meine Sachen in einem Schrank ver- wahrt waren, und das durch einen Zufall frei geworden; und das ist um so besser, weil die Hausleute brav sind, und die Lage eine der gesundesten von Düsseldorf. Nun heisst’s sich einrichten und mit Gottes Hülfe an ein neues fleissiges Schhaffen. Gottes Segen dazu! 

Und an Sie, an Mama, an Wilhelm, und alle Bekannte und Freunde 1000 Grüsse 

von Ihrem Sohn Rafael ( Adresse : Jägerhofstrasse 19.) bei Herrn Bremer, Baumeister. Die übrigen Nachrichten und der gleichen im nächsten Brief, man hat hier sehr viel gebaut, und so weiter