Emetteur: Heinrich Kaiser

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Stans

Date d'envoi: 18-05-1864

Sources complémentaires

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Werthester Herr Schwager!

Auf Ihr hohes Namensfest so wir heute feiern, komme auch ich um Ihnen in meinem und meiner ganzen lieben Familie Namen unsere Gratulationen und Glükswünschen darzubringen. Wir wünschen Ihnen von ganzem Herzen Glük, Heil und Segen ganz besonders eine gute Gesundheit und noch viele recht vergnügte frohe Jahre. Kurz alles, was Sie so gütig meiner lieben Frau und mir auf unsere Namenstäge so wohlmeinend gewünscht, und wofür wir Ihnen seht dankbar sind. 

Gestern war ich in der Kunstaus- stellung in Luzern, eine Ursache, warum ich mit diesem Briefe Post-Testum (anlange| anbenge?) anbenpe erlange , indem ich Ihnen etwas von dem Gemälde „Messe am See“ berichten wollte und nicht eher Zeit fand selbes zu sehen. Dieses Bild von l. Herrn Nepot Raphael ist wirklich ein ausgezeichnet schönes Gemälde und unstreitig das beste Genrebild an der Kunstausstellung, welches zu meiner Freude auch die Luzerner Künstler bezeugten. Herr Joseph Zelger eusserte sich bei mir in folgender Weise: „ Herr Raphael Ritz ist ein gemachter Maler und, wenn er so fortfährt, wird er nicht nur sehr berühmt, sondern auch sehr gute Geschäfte machen“. Daher bin ich so frey und in guten Absichten die Bemer- kung zu machen. Herr Raphael sollte auf seinem eingeschlagenen Wege auch recht muthig fortfahren und die Kirchengemälde et cetera bei Seite lassen, um so mehr da selbe gar schlecht bezahlt werden; denn entweder forwärts oder rückwärts – einen Stillstand gibt es nicht –; dieses beweist mir Schwegler Sohn, welcher frühersehr vieles versprach, nun bedeutend zurükgekomen ist. Der Ruhm von Herrn Raphael hat sich mit diesem schönen Gemälde gebührend verbreitet; und seine ferneren Werke werden eben so begierig gekauft werden wie dieses, welches schon am ersten Tage seiner Ankunft in Solothurn angekauft ward. Für den Kanton Wallis soll und kann er sein schönes Talent nicht aufopfern, wovon er einen guten Begriff erhalten haben wird, indem man ein so herrliches Gemälde weiter wandern liess. Eine gute Kritik über das Gemäle Messe am See werden Sie in der Zeitschrift „die Schweiz“, so in Bern erscheint, gelesen haben. 

Wir befinden uns alle recht wohl und hier ist so zimlich alles im alten; viel Regen und im ganzen genohmen einen schlechten Sommer. Bruder Oberst beauftragt mich Sie vielmal zu grüssen. Er war anfangs August einige Zeit im Schwendi Kaltbad. Ich male immer fleissig und habe diesen Sommer für einige Zeit eine Schülerin von Mülhausen,Madame Lanhoffer gehabt, die sehr gute Fortschritte gemacht hatte. 

Schliessend bitte Sie Ihre Frau Gemahlin und die Herrn Nepoten unsere herzlichsten Grüsse zu genehmigen und ich verbleibe in alter Liebe und Freundschaft 

Ihr ergebenster Schwager Heinrich Kaiser Stans den 5ten September 1864

Post Scriptum Herr Frühmesser Deschwanden (Bruder vom Paul) wird auf das Piusfest nach Sitten kommen und Sie wahrscheinlich besuchen.