Emetteur: Heinrich Kaiser
Destinataire: Lorenz Justin Ritz
Lieu d'envoi: Stans
Date d'envoi: 18-05-1864
Werthester Herr Schwager!
Anmit berichte Ihnen, dass die Gemälde, welche Sie mir wieder zurückgesandt in gutem Zustande den 14ten Mai in hier angelangt sind. Kann ich Ihnen ferner in etwas dienen, so werde es mit Freuden thun.
Es freuete und zu vernehmen, dass Sie wohl sind. – Das gleiche kann ich Ihnen von mir und meiner lieben Familie melden, zwar hatte das kleine Paulinchen über 6 Wochen lang der Keuchhusten, ist aber wirklich zimlich davon befreit.
Weniger gute Nachrichten kann ich Ihnen von der Familie Zelger melden. Den Tod von Stabsmajor Eduard Zelger habe Ihnen bereits berichtet, ebenso, dass die Frau vom Doctor Walter Zelger, meine Frau Schwägerin, geisteskrank ist, die sich immer noch im gleichen Zustande befindet. Herr Hauptman Anton Zelger, von welchem Ihnen am 1. ( Januar | Hornung ?) . geschrieben, dass er sehr gefährlich krank sei, ist am andern Morgen gestorben. Endlich ist letzten Mittwoch den 11ten Mai nach kaum 4tägigen Krankheit Herr Stabshauptman Ferdinand Zelger ebenfalls gestorben. Dieser schöne Herr war letzten Herbst Artillerie- Kommandanten in St. Moritz (Wallis) und mit diesem Absterben ist nun der alte Herr Stadthalter Zelger ohne Söhne mehr. Sie können Sich leicht vorstellen, dass so viele und schwere Verluste auf Herrn Landamman und Stadthalter Zelger grosse Betrübnisse machen.
Auch meine Schwester Frau Leuw befindet sich sehr gefährlich krank und wir befürchten sehr. sie müsse diessmal den kürzeren ziehen.
Ich freue mich sehr dass Gemälde von Herrn Raphael auf der schweizerischen Kunstaus- stellung sehen zu können und bin überzeugt, er werde sich durch selbes bekannt machen und grossen Ruhm erwerben. Er solle nun guten Muthes und unverdrossen tüchtig studieren, schöne Gemälde machen; und man wird einen solchen Künstler wenn einmal bekannt auch im Wallis finden.
Bruder Oberst und Franz lassen Sie vielmal so wie Ihre werthe Familie grüssen, alle Brüder sind wohl; Anton hat 5 Kühe und ist ein glüklicher Bauer, Kasper ein höchst glüklicher Vater mit seinem Bube.
Herr Doctor Buocher hat mir unlängst mitgetheilt, dass der Wein so er von Ihnen erhalten ganz vortrefflich sei. Lisette Blättler ist richtig, seine Frau, und seit längerer Zeit (wohl 4 Monathe schon) krank. man behauptet Geisteskrank.
Da ich Ihnen weiters für sie intressierendesb nichts mehr zu melden weiss, so schliesse mit den herzlichsten Grüssen von mir, meiner lieben Frau, allen Kindern an Sie und Ihrer werthen Frau , Herrn Wilhelm und Raphael und verbleibe in alter Treue und Liebe
Ihr ergebenster Schwager Heinrich Kaiser Stans den 18 Mai 1864.