Emetteur: Heinrich Kaiser

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Stans

Date d'envoi: 05-01-1864

Sources complémentaires

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Werthester Herr Schwager!

Ein recht glückliches neues Jahr wünsche auch ich Ihnen und Ihrer lieben Familie von ganzem Herzen – gute Gesundheit, Glück und Segen und alles, was Sie wahrhaft glücklich machen kann. Dieses wünscht Ihnen ebenfalls meine liebe Frau und Kinder. Schenken Sie mir fernerhin Ihre Liebe und Freundschaft und genehmigen Sie unser Dank für die wohlgemeinten Wünsche. 

Die Nachricht über Ihr und der lieben Ihrigen Wohlbefinden freute mich, trachten Sie, dass es noch viele Jahre so fortgehe. Auch von mir und den lieben meinigen kann ich Gott sei dank, alles gute melden; ich wünschte mir sehr wieder ein so gutes Jahr wie das verflossene eines war.Weniger günstig steht es im Hause vom guten Herrn Landamman Zelger, den da sieht es wirklich sehr traurig aus. Im untersten Stoke ist die frau von herrn Dot. Malter Geistes krank und wenig Hoffnung auf Besserung. Im 2 Stok Herr Landamman selbsten, schwermüthig und glaubt sich so sehr krank, dass er nur vom Sterben redt. Es ist freilich wahr, seit einiger Zeit hat er sehr an Kräften abgewohnen und nichts mehr von seinem frühern heitern Humor. Im 3 Stoke ist endlich Herr Hauptman Anton Zelger seit bereits einem Monat so gefährlich krank, dass er wahrscheindlich nicht mehr lange Leben wird. Da seine Krankheit hauptsächlich in einem Herz übel besteht, so ist er sehr geplagt mit dem Athem und kan desswegen nie abliegen, sondern sitzt so erbärmlich. Doch genug von diesem schwer (gegrähten| gegräften?) Hause. 

Es freuet mich, dass Ihnen die zugesandten Gemälde gute Dienste leisten, wenn ich selbebis im Monat Mai zurük erhalte, so ist es früh genug; vorher brauche ich selbe nicht. 

Sehr bedaure, dass meine Fässlein mit Burgunder Wein angefüllt sind, von welchem ein zimliches Quantum erhalten; den sehr gerne hätte wieder von Ihrem vortrefflichen rothen Weine gehabt, indem ich von selben nur noch etwa in den 40 Flaschen besitze; zwar komen diese Flaschen nur bei ausser- ordentlichen Anlässen zum Vorschein. Da Sie mir das letzte Jahr zu wiederholten Malen geschrieben, ich hätte Ihnen 20 Frs zu viel für den Wein bezahlt und dass ich diese Rechnung bei Herrn Hauptman Deschwanden berichtigen solle, so war ich so freÿ selbe mit Ihrem Zins auf meinem Hause auszugleichen. 

Herr Raphael wird sich nun wieder heimisch fühlen und tapfer malen. Er soll nur Muth haben, wenn er einmal einige Gemälde an schweizerischen Kunstausstellungen ausgestellt haben wird und überhaupt sich in der Schweiz bekannt gemacht; dann werden die Bestellungen schon folgen. Aller Anfang ist halt schwer. 

Und nun ende mit den herzlichsten Grüssen an Sie, Ihre werthe Gemahlin und den Herrn Nepoten und verbleibe in alter

Treue und Liebe Ihr stets ergebenster Schwager Heinrich Kaiser. Stans den 5 Januar 1864