Emetteur: Raphael Ritz
Destinataire: Lorenz Justin Ritz
Lieu d'envoi: Düsseldorf
Date d'envoi: 27-08-1863
Düsseldorf den 27. August 1863.
Bester Vater!
Nun habe ich endlich das grosse Bild (Gottesdienst am See) vollendet. Es steht nun im Goldrahmen und soll diese Tage hinaus ans Tageslicht, auf eine Kunstausstellung. So möge es denn hingehen; und Gottes Segen wolle darüber walten! Möge es gute Aufnahme finden und Früchte bringen. –
Es hat viel Zeit, Mühe, Geld gekostet; habe aber auch viel dabei gelernt, was man bei kleinen Bildern nicht lernen kann. Es ist bei figurenreichen Sachen Viele Grüsse an Mama, Wilhelm, und Glückswünsche zu s. Namenstag.ein viel geistigeres Arbeiten, Zusammenstimmen, Unter- und Ueberordnen und eine andere Behand- lungsweise nöthig als bei kleinen Bildern mit wenigen Figuren. Und da meistens dann also zuerst viel mehr Studien und Zeit kosten, (namentlich beim ersten figurenreichen Bild, das dazu noch eine grosse Fläche Landschaft hat; bis dahin hatte ich ja keine Bilder mit über 6–8 Figuren gemalt).
Zuerst muss das Bild nun auf einige Tage in Düsseldorf ausgestellt werden #) (# von nächsten Samstag an, übermorgen, auf den Sontag, et cetera ), nach hiesiger Sitte. Es besteht zu dem Zwecke eine sogenannte perma- nente Ausstellung, auf der in der Regel die Bilder (wenigstens für 3 Tage)ausgestellt werden, bevor sie an ihre Bestimmung oder auf eine eigentliche Vereins-Ausstellung gehen, und so weiter Gerne hätte ich’s dann nach der Schweiz gesandt, aber es ist wohl zu spät, villeicht selbst für St. Gallen, den letzten Ort. – Nun, das wird sich schon ergeben, wann es trocken ist. –
Diesen Brief hatte ich bereits begonnen, als ich den Ihrigen erhalte. Allerdings hätte ich schon früher schreiben sollen, wollte aber warten, um die endliche Vollendung zugleich anzeigen zu können, da weiss man am Besten woran man nun ist.
Nun wäre ich also fertig und könnte verreisen; es fehlt nur noch das Geld zu Reise und Zahlungen.
Während dem Ausstellen, Versenden und so weiter des Bildes packe ich zusammen und mache mich ganz reisefertig; ich könnte so mit nächster Woche schon verreisen, wenn ich – genug Geld hätte.
Habe nun ein Kapital in Bildern, drei frühere schon auf Ausstellungen, eine hübsche Summe zusammen. Wir haben diese aber noch nicht. Und was abzuwarten, wäre un- praktisch, und zu unbestimmt; – es treibt mich jetzt zu sehr nach der Heimath; möchte fort wie eher, wie lieber, – und es würde mich sehr freuen, wenn Sie noch was zur Beschleu- nigung meiner Reise thun könnten.
A propos, mit dem Geschenk für Maman bin ich etwas in Verlegenheit, was wohl am passendsten wäre; bin darin nicht erfahren.
Nun 1000 Grüsse, an Sie und die ganze Familie und so weiter
Ihr Sohn Rafael. Auf ein frohes Wiedersehen!