Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 01-06-1863

Sources complémentaires

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Düsseldorf den 1. Juni 1863.

Bester Vater!

Es freut mich recht sehr, dass Sie wieder hergestellt sind, und kann so die frohe Hoffnung hegen, Sie recht wohl wieder anzutreffen. – 

Wir haben uns nun über unsere Reise-Angelegenheit zu besprechen. Hier muss ich zuerst eine Bemerkung machen. Mein grosses Bild ist jetzt bereits zimlich vorgerückt, in sich zusammen; es gefällt jedermann und fehlt nur noch die Ausführung im Einzelnen. Ich könnte also ungefähr in 6 bis 8 Wochen mit diesem Bilde fertig sein (villeicht noch früher); – könnte es dann auf eine Ausstellung senden, und ruhig heimreisen, mit hübschem Abschluss, im Bewusstsein einer aus- geführten That, und in der Heimath den Verkauf abwarten. Mit Gottes Segen hoffe ich ein günstig Resultat.Das Gesagte habe ich vielfach über- legt und auch mit andern berathen. 

Würde ich hingegen jetzt vereisen, ein halbfertiges Bild zurücklassend; es könnte nicht ohne Unruhe und unbe- friedigt geschehen. 

Würde ich aber das Bild noch vor der Heimreise vollenden, was leicht geschehen kann, so habe ich noch immer eine schöne Sommer- und Herbstzeit in der Heimath vor mir, wäre dann auch nicht gerade verpflichtet, im Oktober (oder Winter überhaupt) zurückzukehren. Auch könnte ich dann mit Geld oder wenigstens guter Aussicht daran, von hier nach Sitten zurückkehren. Und von den drei Bildern, die schon auf Ausstellungen sind, könnte ich bis dahin ein Resultat wissen oder anderweitig darüber verfügen. Mein Vorschlag wäre also: 

Das Bild möglichst schnell zu vollenden, und dann gleich heimzureisen. 

Hinüber wünschte ich nun sobald als möglich Ihre Meinung zu hören. Die Hauptsache ist, ich will und wünsche recht sehr, Sie diesen Sommer wieder zu sehen, wenn auch die Er- füllung dieses Wunsches, durch die Umstände, einige Wochen verzögert würde. – 

Nun den 2ten Theil, den Geldpunkt betreffend: 

Mit dem Geld bin ich jetzt ganz aus, und ich muss Ihre Güte zu einem Geld- Vorschuss in Anspruch nehmen, um die Reise und einige Bezahlungen zu bestreiten, für Miethe, an Logis, Atelier, Kost und Maler-Material. 

Hier sind nun zwei Fälle: 

I. Fall, wenn ich das Bild vollende und dann heimreise: da wünschte ich auch so bald Ihnen möglich, eineIhnen beliebige Geldsendung, um das Nothwendige für einstweilen zu bestreiten, und in der Arbeit nicht gestört zu sein. Die übrigen Be- zahlungen, (wie Goldrahmen et cetera ), würde ich dann noch Zeit haben, mein Möglichstes zu thun, um selbe selbst berichtigen zu können. 

IIter Fall, wenn ich Mitte Juni vereise: 

Die letzte Reise von hier nach Sitten über Stans kostete etwa 84 Franken (diessmal geht es über die Berge). Also Reisegeld und ausserdem müsste ich dann noch wegen obgenannten Be- zahlungen etwa 500 Franken brauchen. (Einiges könnte allerdings noch später nachgezahlt werden, wenn ich was verkauft). Mit dem Verkaufe der Bilder würde ich Ihnen die Vorschüsse laut Verabredung so viel möglichst zurückerstatten. 

Verzeihen Sie, dass ich Ihre Güte und Mühe in Anspruch nehmen muss und nun grüsst Sie, Mama, Wilhelm und alle 1000mal 

Ihr Sohn Rafael.