Emetteur: Raphael Ritz

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Düsseldorf

Date d'envoi: 12-05-1863

Sources complémentaires

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Düsseldorf den 12 May 1863.

Bester Vater!

Ihr letzter Brief brachte mir recht trübe Nachrichten von Ihrem Befinden. Gottlob, dass es wieder besser geht. Und ich wünsche nichts mehr als, dass Sie baldigst vollkommen wiederher- gestellt und noch recht lange gesund und heiter unter uns weilen mögen; das gebe Gott! 

Und nun auf ein fröhliches Wiedersehen diesen Sommer! Ich wünsche sehnlich Sie diesen Sommer wieder zu besuchen und möchte es wie eher, wie lieber ausführen. Den Zeitpunkt meiner Abreise von hier kann Nota Bene. Mit meiner Gesundheit geht’s Gottlob ganz gut.ich indessen jetzt noch nicht genau bestimmen; hängt von den Arbeiten ab, ob und wann ich damit fertig werde; gut wäre es, wenn das grosse Bild noch vollendet werden könnte; sollte sich diess aber zu sehr hinaus- und in die Länge ziehen, zu spät in den Sommer hinein, dann würde ich natürlich lieber damit unterbrechen, das Bild et cetera hier zurücklassen (es würde ja nicht verrosten, sondern nur gut austrocknen; und das ist stets vortheilhaft), und noch zu rechter Zeit heimreisen. 

So weit es geht, würde daher alle andere Arbeiten auf Seite stellen, nichts Neues anfangen, und unaus- gesetzt am grossen Bild arbeiten, so lange es die Geldmittelerlauben. Diese gehen indess leider wieder zu Ende und ich müsste zu Ende dieses Monates irgendwie einen Vorschuss bekommen können. Ich wäre glücklich, wenn ich zu Ende dieses Monates ungefähr einen Geld-Vor- schuss von Ihnen bekommen könnte, (ohne dass es Sie genierte). – Sie fragen, wie viel ich noch brauche? Dass kann ich jetzt nicht recht bestimmen. Villeicht und so mir es Glück will, verkaufe ich im Laufe des Frühlings oder Sommers noch was auf den Ausstellungen, die wieder begonnen haben und auf welchen ich drei Bilder hingesandt. So Gottes Segen es giebt, wird mir villeicht das grosse Bild endlich aus meinen finanziellen Uebelständen heraushelfen; bisher halte ich immer bei jedem verkauften Bilde noch rückständige Schulden zu zahlen, wodurch man nicht zu Cassa kommen konnte, in einem Orte, wo es so theuer ist wie hier. Sonst lebe ich einfach, und halte mich namentlich von den Saufgelagen fern, grundsätzlich, da sie zu Nichts nützen, werde das auch fortan beobachten, hier wie in der Heimath (trotz der durstigen Gesellen, die gern dazu verlocken, mögen sie Maler oder Teutonianer und Studenten heissen). Von guten Gesell- schaften und Familienzirkeln, wo ich ein- geladen werde, kann man sich nicht so zurückhalten, wenn sie auch anständige Kleider kosten. – (Undsoweiter| , muss ich schliessen weil es zu Ende geht. auf Wiedersehen, wir werden viel zu sprechen haben über Zukunft, Niederlassung, wo und wie? et cetera

Und 1000 Grüsse an Sie, Mama, Geschwisterte, Freunde und Verwandte und so weiter  

Ihr Sohn Rafael. Nota Bene. Für’s Künstler-Album wird jetzt die kleine Kavallerie lithographirt.