Emetteur: Lorenz Justin Ritz
Destinataire: Raphael Ritz
Lieu d'envoi: Sitten
Date d'envoi: 03-10-1862
Sitten den 3ten Oktober 62.
Liebster Rafael!
Deine lieben Brief und Gratulation auf mein Geburts und Namenstag habe richtig erhalten und danke für deine kindliche Liebe und dankbare Empfindungen, und dann geschehe, was der liebe Gott will. Sehr frohe bin ich und wier alle, dass es mit dier wieder besser geht, den die Gesundheit geht über alles. – / Wie du gesagt, Herr Holzhabb ist in den letzten Tagen auf und davon nach Italien. Wier warn eben, Mama, Wilhelm und ich, wärend seiner Abreise zu Niederwald um dem Bruder Valentin noch-mals zu besuchen; dan er war schwehr krank und ist seit her auch gestorben. Dessentwegen war ich seit her nochmals in Goms zum Begräbnisse, Sonntags den 28. 7ber. / Er hat lebenslänglich alle Güter seiner Gattin vermacht, alle Esswaaren wie Fleisch, Kese, Roggen, Waizen et cetera et cetera für immer und dessen war nicht wenig. Das übrige Fahrende wurde vertheilt. Dier hat er seine noch vorfindlichen Mineralien vermacht, die aber noch in Goms sind, weil Herr Pfarrer Brunner in Lax noch seinen Theil davon zu nehmen hat, und das Uebrige will er dir dann besorgen. Sonst hat der Verstorbene niemanden nichts vermacht. / Hast du nun über diese Mineralien etwas zu befehlen oder zu wünschen, so schreibe es mir. / Du schreibst mir in denen letzten Briefe kein Wort von naher Hause kommen. Es Dir aber auch nichtzu verargen; den was hättest du für Aussichten ohne voraus bestellte Arbeiten? Wan aber ein mal die drei Bilder für Lens, bestimmt wier machen sollen, so musst du dann doch wieder auf einige Monate zurückkommen; den ich könnte die bestellten Bilder nicht allein verfertigen, um so weniger da ich noch nicht recht hergestellt bin und jezt zu (meinn| meim?) mein Vedruss wieder das Zeichnen im Kolligum angeht. Es ekelt mir bald, noch länger ein so geringen Sold, in (einm| einen?) solchen Schällenwerch ohne Unterstützung und Ordnung, zu dienen. / Wie du mir geschrieben, hast du denn späther dein Augenmerk auf Zürich geworffen und hast du nicht unrecht. Wallis ist dessentwegen für dich nicht verlohren; bald hier, bald dorten je nach Umständen. / Die Weinlese ist vorüber, wier haben für uns, zwar guten Wein gemacht, aber sehr wenig, desto mehr aber Erdapfel. – Die Wittrung ist noch immer sehr schön. Wier haben seit einiger Zeit ein Battallion Oberwalliser dahier. Selbe verreisen aber morgen, dann kommen wieder andere (Reserve). Uebrigens nichts Neues. Nur ist unter andere auch das alte Pater Pauli gestorben. / Da ich hoffe du werdest mir bald wieder ein mal schreiben; so will ich (endigen| emdigen?) . Erhalte dich wohl, sei klug und vorsichtig. Wier und alle deine Freunde grüssen Dich von Herzen und ich will trachten schön Arbeit zu sammelen, um auch Dich wenigstens wieder eine Zeit lang bei uns zu haben. Es wird sich dann vieleicht manches wieder zeigen. / Lebe wohl und liebe Gott.
Dieses wünscht dein alter vater Lorenz Justin Ritz