Emetteur: Lorenz Justin Ritz
Destinataire: Raphael Ritz
Lieu d'envoi: Sitten
Date d'envoi: 27-02-1862
Sitten den 27. 2 (feten Donstage) 62.
Liebster Rafael.
Diesen merkwürdigen Tag muss ich zum theil zubringen, mich mit dir ein wenig zu unterhalten, und dir zu sagen, dass ich deinen letzten Brief unterm 5ten dieses richtig erhalten habe.
Es freut mich nicht wenig, dass du gesund und wohl dich befindest, tapfer draufloss malest, und dass auch deine Arbeiten anfangen Luft zubekommen, (das Seiset| das Steiset?) Dalsteiseck Dalstieseck Daseisete im Stich herausgegeben werden, und was noch besser, dass selbe in dem berühmten Düsseldorfer Album erscheinen; den durch diesen Umstand wirst du und deine Arbeiten desto eher bekannt, dass du dich besser durchschlagen kannst, welches mein herzlichster Wunsch ist.
Endlich haben wier das Ende der langen Fassnachtzeit erlebt, welche, saufen und spielen ausgenohmen, so ziemlich monoton vorbeigezogen ist. Gestern nachts war der dritte und letzte Bal im Lion d’or, aber keiner von allen soll sehr glänzend ausgefallen sein. Kleinere Schlupfwinkeltänze und etwas Masken laufen rechne ich nicht. Am letzten Samstage und heute in Theater durch Studenten eine deutsche und eine französische Vorstellung, so etwas zum lachen. –
Die angenehme Wittrung ist anhaltend und zu schön. Wir dürfften es späther büssen. Das Regenwetter von neulich hat auch hier Schaden gemacht, besonder (Erdschlüpfe| Erschläpfe?) und die Strasse von hier nach Vex hat viel gelitten. Die Furkastrasse wird nun endlich gemacht. Der Nutzen davon wird gerade zu nicht gross sein. Doch ist es immerhin angenehm und ziehet den Gomsern etwas Touristen zu.
Révérend Père Sigismund Furrer hat umlängst sein 50- jähriges Jubiläum gefeyert. Sonst nichts neues als der Todtfall der Madame (Wegener| Wegneer?) in Brieg.Auch Bruder Franzens Weib in Stalden ist gestorben. Herr Blanchoud von Vivis hat mir etwas ange- nähmer Vorschläge gemacht, allein mit dem (Zeichnenen| Zeichnenn?) Zuchamen Ziehamen Znihamen Gruhamen von unserer Seite wollen wir damit nichts zu thun haben. Herr Jean Jacottet mag kommen und zeichnen, ich will ihme wan er’s verlangt, etwas an die Hand gehen, auch Exemplare zu Verkauf abnehmen, aber sonst keine Betheiligung. Dessent- wegen kanst du ruhig in deinem Düsseldorf bleiben, so lange es dir gefällt. Und wann es dir daselbst gut geht, so eile nur nicht zurück, sondern bleibe lieber noch bis im Sommer 1863; den bis dahin ist dan das (Atiller| Attiller?) schön fertig, (wenn| wen?) ich es soll machen lassen, worüber du mir aber Anleitung wegen der (Höche| Höehe?) und Beleuchtung geben musst. Sitten ist der Ort der Faulenzer und Verschwender, welche dem Künstler nur hemend in den Weg tretten und von dennen durchaus nichts haltbares zu erwarten ist; und für einen guten Namenzu machen ist dir noch weit besser (daunter| da unten?) da runter . Die Aufträge, die du dahier erhalten wirst, sind dir bekannt, nämlich etwas Kirchenbilder und Portraits; und auch die Preisse sind dir nicht unbekannt. Willst du dann auch die Zeichnungsstelle über nehmn, so kann auch Wilhelm dir dazu Dienstleisten wie mir jezt auch; als dann bist du an meinem Platz, nur im vergrössertem Maasstabe. Du wirst übrigens in Zukunft gut Deutsch sprechen, und so gebildet sein, um aller Orten erscheinen zudürffen, und vor- züglich trachten mit den Geistlichen in gutem Vernehmen zu stehn, im Politischen recht schön neutral, wan es nämlich möglich ist.
Ich komme diesen Winter sehr wenig in Gesellschaft, so dass ich wenig Gelegenheit finde von dir zu sprechen. Deine alten Freunde sind aber immer die gleichen, und mancher aus (ihnene| ihnenn?) ihnen hat mir schon gesagt, du möchtest lieber nicht zurück eilen. Nun wieder was auf ein anders mal. Bleibe du nur gesund, du bist auf gutem Wege, so wird sich alles geben. In hoffnung einer baldigen Antwort, mit den (gewöhnlichen| gemöhnlichen?) gemöhötchen gewähnlichen allseitigen Grüssen
Dein alter Vater Lorenz Justin Ritz