Emetteur: Raphael Ritz
Destinataire: Lorenz Justin Ritz
Lieu d'envoi: Düsseldorf
Date d'envoi: 01-10-1860
Düsseldorf den 1 Oktober 1860.
Bester Vater!
Ihren lieben Brief vom 9. September mit der Beilage von Architekt Hallier habe ich erhalten. Die Nachrichten des erstern waren recht betrübend. Aber auf Leid folgt Freude. Ich kann Ihnen folgende angenehme Nachricht mittheilen : Meine „Waldkapelle“ (la chapelle dans la forêt, c. du Valais) ist in Brüssel, auf der grossen National- Kunstausstellung angekauft worden, von der Commission directrice de l’Exposition. In der belgischen Zeitung: „Indépendance belge“ erschien dazu auch eine Kritik, die ich hier beilege.1 Als Preiss des Bildes hatte ich 1000 Franken angesetzt, die ich wie üblich nach Abschluss der Ausstellung erhalten werde. Ein Sümmchen, das mir wohl thut, denn ich hab’s jetztwohl nothwendig. Dazu ist’s auch eine hübsche Aufmunterung zum Beginn der Selbstständigkeit, – um so mehr, da Brüssel eine bedeutende Kunststadt, jene Ausstellung von Wichtigkeit ist. Und somit ist auch trotz der verunglückten Bella-Tola die Reise ins Val d’Anniviers von Nutzen gewesen.
Ich habe noch einiges Rückständige zu bezahlen, das ich bisher nicht erschwingen konnte, wie einen Theil des Honorars an Professor Jordan, bis zum 1sten Juli, von wo an ich aus seinem Atelier ausgetreten bin und ein eigenes Atelier, in der Nähe, Jägerhofstrasse, bezogen habe. Somit habe ich nun wohl noch Miethe für diess Atelier (4 Thaler monatlich) mit der bald folgenden Heitzung, aber nicht mehr das schwere Lehrgeld oder Honorar (11 Thaler monatlich) zu bezahlen. Auch eine Erleichterung.
Die Zeit der Verlosung oder Bilder- lotterie hier ist noch nicht bestimmt. Ich habe auch etwas dazu gegeben, aber Loos habe noch kein’s genommen.
Tausend Grüsse an Sie, an Mama, Geschwisterte, Verwandte, Freunde und so weiter Mit der Gesundheit geht’s Gottlob zimlich gut.
Ihr Sohn Rafael.