Emetteur: Heinrich Kaiser

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Stans

Date d'envoi: 02-09-1860

Sources complémentaires

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Werthester Herr Schwager!

Nun komme ich Ihnen auf Ihr hohes Namensfest unsere Gratulationen und Glückswünsche darzubringen. Ich wünsche Ihnen alles dasjenige, so Sie gütigst meiner lieben Frau und mir auf unsere Namenstäge gewünscht tausendfältig zurück. Und wenn diese aufrichtigen und wohlgemeinten Wünsche in Erfüllung gehen, so werden Sie für alle Zeiten glüklich genug sein, – der liebe Gott möge es Ihnen verleihen! – 

Ihre werthen Briefe vom (15| 19?) und 25. July, somit Stationen, habe richtig und gut erhalten. Genehmigen Sie unsern herzlichsten Dank für Ihre wohlgemeinten Wünschen. Die Stationen, so Sie zurückbehalten, benutzen Sie so lange, als es Ihnen beliebt. Wenn ich Ihnen mit andern Gemälden aufwarten kann, so werde es mit Freuden thun. Daher steht Ihnen mein ganzes Attelier zu Diensten. 

Herr Raphael hat mir im July geschrieben; / er scheint grosse Fortschritte gemacht zu haben und bereits ein tüchtiger Maler zu sein. Der Aufenthalt in Düsseldorf behagt ihm sehr wohl; er kann sich (oben| aber?) Glück wünschen, diese Akademie gewählt zu haben und diesem Orte treu geblieben zu sein; denn einige Schülervon Herrn Paul Deschwanden, die bald die Münchner, bald die Karlsruher Akademie besuchen, bleiben nach meiner Ansicht zimlich auf dem gleichen Fleck. 

Mein Haus ist nun von aussen schön und geschmakvoll vollendet, so dass es von Nah und Fern einen lieblichen Effekt macht. Als Maler hatte ich Herr (Wagner| Magner?) Magne Magen Wagen , von Luzern. Diesen Sommer hatte ich es sehr strenge, sowohl wegen den zu vielen und pressanten Bestellungen als auch der Hausreparaturen wegen. Einen wüstren schlechteren Sommer hatten wir noch nie erlebt und noch ist keine bessere Aussicht vorhanden. Dessen ungeachtet ist das Sammeln des Heues und theilweise des Emdes gut gelungen von letzterem ist zwar noch vieles zu machen. 

Die Theatergesellschaft, welche wir unlängst in hier hatten und welche 12 Vorstellungen gab, war vortrefflich. 

Nächsten Samstag werde ich einen Ausflug nach Schafhausen, Constanz, Bregenz (Mererau) et cetera machen, allwo ich Geschäfte wegen Gemälden habe. Und in Constanz muss ich einige Täge bleiben. Wenn mir das Wetter günstig wird, so verspreche ich mir viele Freuden.

Herr Neveu Louis Leuw ist vor 2 Wochen zum Hauptmann hiesiger (Auszäger| Auszüger?) Jäger Compagnie ernannt worden und befindet sich wirklich wieder für 8 Wochen im Cantonal Dienst (Instruktion). Im Frühling war er einige Wochen in Basel im Instruktions Cours, später lange Zeit in Thun beim Generalstab. Die übrige Zeit benutzte er zum Landschaftmalen, worin er aber nicht viel wichtiges leistet. 

Wegen Herrn Schwager Arnold Zelger in Neapel sind wir sehr besorgt. diese fremden Bataillons befinden sich in einer schlimmen Laage.

Bruder Louis lässt Sie vielmal grüssen. Auch er möchte gerne ein Reischen machen, aber das schlechte Wetter hindert ihn davon. 

Unsere herzlichsten Grüsse an Ihre werthe Frau Gemahlin, Herrn Wilhelm und ganz besonders an Sie und ich verbleibe in alter Treue und Liebe. 

Ihr stets ergebenster Schwager Heinrich.Stans den 2 September 1860.