Emetteur: Heinrich Kaiser

Destinataire: Lorenz Justin Ritz

Lieu d'envoi: Stans

Date d'envoi: 02-09-1859

Sources complémentaires

Lien vers l'inventaire en ligne

Stans den 2ten September 1859.

Theuerster Herr Schwager!

Endlich komme ich auch wieder einmal mit einem Brieflein und zwar hauptsächlich, um Ihnen auf Ihr hohes Namensfest unsere Gratulationen darzubringen. Ich wünsche Ihnen daher alles dasjenige Gute, was sich bei solchen Anlässen wahre Freunde zu wünschen pflegen und was Sie an Leib und Seel für Zeit und Ewigkeit wahrhaft zu beglücken und zu beseligen vermögend ist. Meine liebe Frau, Kinder und Bruder Louis vereinigen ihre Wünsche mit den meinigen. 

Ihr werthes Schreiben aus Zermatt habe seiner Zeit richtig erhalten und bitte Sie unsern herzlichen Dank für die wohlgemeinte Wünsche zu genehmigen. Sehr freute es uns zu vernehmen, dass Sie mit den lieben Ihrigen so gesund und wohl befinden, was ich, dem Himmel saÿ Dank, auch von und melden kann.

Von Herrn Raphael habe einen Brief auf meinen Namenstag erhalten, er scheint grosse Fortschritte gemacht zu haben, welches mir Herr Mahler Büttler mündlich gesagt.Sehr soll sein Carton von der Waldkapelle gefallen. Mahler Büttler glaubte Herrn Raphael schon bei Ihnen in Sitten, ob dieses wahr ist, weis ich nicht; jedenfalls freue mich, ihn wieder einmal zu sehen. Es ist sehr schade, dass Herr Raphael nichts auf der wirklichen schweizerischen Kunstausstellung hat, weil die Genre Maleray nicht zahlreich vertretten ist. 

Bruder Louis wünschte von Ihnen zu vernehmen, ob Sie nicht wüssten, wo Herr Oberst Barmann (der Römer) sich befinde; er habe ihm schon vor langer Zeit geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten, welches gegen dessen Gewohnheit sei. 

Unsern Neapolitaner Soldaten sind sehr vergnügt angelangt, hingegen von den Offizieren noch keine, doch erwartet man selbe auch bald. Manchem ist einen fatalen Strich durch die Rechnung gemacht worden, namentlich auch dem Neveu Louis (Leo| Leu?) ?, der sich nun sehr in Verlegenheit befinden wird, weil er den Militairstand besonders liebte. 

(In hier| Zu heim?) In Heim ist alles so zimlich im alten, was bei vielen Anlass giebt, über das monotone Leben zu klagen. Ich spüre davon weniger,weil ich stets fort sehr fleissig male und immer mit Bestellungen überhäuft bin. 

Herr Landamann Zelger lässt Sie freundschaftlichst grüssen; er befindet sich dieses Jahr nicht wohl und ist daher zimlich betrübt. Schwester Katherine war im Schwendi Bad, hat aber eine schlechte Kur gemacht, so dass selbe eher leidender ist als vorher. Meine übrigen Geschwistern befinden sich alle so zimlich im alten. Brüder Anton und (Kasper| Kaspar?) haben den Gaden mit Heu ganz angefüllt und machen desswegen vergnügte Gesichter. Mein Knabe Emil bringt seine Ferien auf der Alp im Holzwang zu; er wächst wohl stark; desswegen hoffe, die Alpenluft und Kost werden ihm von Nutzen sein. Dieses Jahr wird nun in hier eine Secundar Schule errichtet. Emil wird selbe auch besuchen. 

Nun schliesse mit den herzlichsten Grüssen an Sie, Ihrer Frau Gemahlin und dem lieben Herrn Wilhelm von Seite meiner lieben Frau, Kindern und ganz besonders von Ihrem in alter Treue und Liebe 

ergebener Schwager Schwager Heinrich Brüder Louis, Franz und Kasper grüssen Sie ebenfalls alle.