Emetteur: Raphael Ritz
Destinataire: Lorenz Justin Ritz
Lieu d'envoi: Kempen
Date d'envoi: 31-08-1859
Lieber Vater!
Ihren lieben Brief vom 12. August mit dem beiliegenden Betrage von 200 Franken habe ich richtig erhalten und ich statte Ihnen dafür meinen besten Dank ab. Das Panorama ist nun endlich wohl vollendet, aber die Zusammen- setzung der beiden Blätter (es waren zwei Steine nöthig), der Druck des Umschlages, die Cartonierung et cetera verschieben die Versendung noch bis zu Ende dieser Woche und da Ihr Namens- und Geburtstag nächster Tage einfällt, so sende ich diesen Brief vorher ab, damit er noch zu rechter Zeit ankommt. Die Panorama werden, etwa 125 Stücke, an Ihre Adresse nachfolgen, sobald alles gemacht ist.
Auf Ihren heiligen Namenstag wünsche ich Ihnen die Fülle alles Guten, Gottes reichster Lohn für alles, was Sie mir erwiesen haben. Zum Allmächtigen flehe ich, er wolle Sie uns noch recht lange in bestem Wohlsein erhalten, Ihnen die Erfüllung aller Ihrer Wünsche, bestes Gedeihen Ihrer Bestrebungen, schönsten Segen für alle Ihre Mühen, Sorgen, Arbeiten, Lehren, über all Ihr Wirken gewähren. Wie danke ich dem Allgütigen, dass Er mireinen so guten, lieben Vater gegeben, könnte ich Ihnen nur auch einen werkthätigen Dank darbringen! Mögen Ihre Tage alle stets recht fröhlich, heiter sein, Glück und Zufriedenheit Sie stets begleiten, wolle der Allmächtige Ihnen Alles Gute geben!
Ich bitte Sie, mir auch ferner Ihre Liebe, Güte und Nachsicht zu schenken; ich will thun, was ich kann, um mich derselben würdig zu machen, mit Gottes Hülfe. –
Was meine Gesundheit betrifft, befinde ich mich jetzt wohl. Am 26 und 27 August hat auf der grossen Kunstaus- stellung der Ankauf der Bilder durch den Kunstverein stattgefunden. Sie wissen, ich habe auf dieser Ausstellung in Düsseldorf, das Blindekuhspiel; auch ich hatte das Glück, dass diess Bildchen vom Kunstverein angekauft wurde, zum Preise von 30 Friedrichs’d’or. Recht froh bin ich, Ihnen das gerade auf Ihren Namenstag schreiben zu können.
Die Ausstellung hat diess Jahr sonst sehr viel Bilder, mehr als sonst, besonders viele Landchaften und auch viele Genres; aber wenige Historien- und Heiligen-Bilder; prächtige Porträts von Professor Sohn und Frau MarieWiegmann; auch der herrliche Kupferstich von Professor Keller nach Rafaels Disputa und so weiter –
Diesen Brief schreibe ich aus Kempen, 6 Stunden von Düsseldorf, berühmt als Geburtsort des (sel.| heilig ?) Thomas a Kempis; sowie es auch eine prächtige gothische Kirche hat, die aus dem 12, 13ten Jahrhundert, mit romanischen Anfängen, datirt und jetzt geschmackvoll restaurirt worden ist. Es ist eine der schönsten, die ich noch gesehen. Mein Freund, der Historienmaler Rögels, und seine Eltern haben mich oft hieher eingeladen und ich habe endlich auf einige Tage entsprochen. Heute kam ich über Crefeld hier an, zu Ende dieser Woche aber will ich wieder in Düsseldorf sein, wegen Pano und so weiter Maler Rögels geht von hier nach Paris, näch um weiterer Studien wegen. – Es thut mir übrig gut, mal für paar Tag von Düsseldorf fort, das er und erholt immer wieder. – Wegen dem Stipendium oder dem Angehen auf Unterstützung bei der Walliser-Regierung, bin ich ganz Ihrer Meinung. –
Letzthin zeichnete ich noch einen Carton, noch eine Kinder- Idÿlle, die gut gefällt und auch wegen dem Effekt dankbar sein wird. Es hat landschaftliche Umgebung und die Kinder sindd theils in Streifsonne, theils in Sonnen-Reflex und Schatten. Ich denke mit diesem wie mit den beiden religiösen Genrebildern, die ich ebenfalls auf der Staffelei habe, nicht lang warten zu müssen auf den Verkauf.
Nun tausend herzliche Grüsse an Sie, an Mama, Geschwisterte und alle oftgenannten Freunde, Verwandte, Gönner und so weiter
Ihr dankschuldigster Sohn Rafael. Kempen den 31 Aug. 1859. Wie üblich, habe ich auch vom Blindekuhspiel eine Photographie, als Andenken.