Emetteur: Lorenz Justin Ritz
Destinataire: Wilhelm Ritz
Lieu d'envoi: Sitten
Date d'envoi: 19-03-1859
Sitten den 19. Marz 1859
Lieber Wilhelm!
Dein Brief vom 15 dieses be- antworte ich dir heute am Feste dess Heilige Josefs, an welchem Feste die Knechte und Mägde zu hunderten aus- und einziehen. –
Wenn Herr Director Inalbon glaubt, er habe nun Vorlagen genug, so dass er nächstes Jahr den Franken nicht mehr (einzuziehen| einzuziechen?) brauche, so wird er sich irren; und den die Steuer wieder späther einzu- führen, ist den noch schwieriger. Doch dieses unter uns.
Herr Berchtold ist todt, wie dir schon bewust. Er ist gestorben, wärend du durch den Pfÿnwald gefahren bist. Er ist nicht in der Kirche begraben, sondern wurde auf sein Verlangen, auf dem neuen Friedhoff gerade hinter dem grossen neue Kreuzebegraben; und sein Kopf, wie er es gewünscht, berührt das Kreuz. Er wird eine Blatte mit Inschrift auf sein Grab bekommen. Sein Begräbnis war so zahlreich wie vielleicht noch (niee| nien?) min nie ; und es wird noch lange gehen bis wieder eine solche Menge Menschen auf den Gottesacker wandern werde. Da konnte man sehn, in welcher Achtung Berchtold bei höcherm und niederm Volke lebt, obschon sich jezt nach seinem Todte noch die französische ultramontane Geistlichkeit nicht auf das freudschäftlichste zeigt und einige versoffene und dumme Gomser Mägde ihm noch jezt (verketzren| verkatzren?) verketzern . Genug von diesem Heil seiner Asche.
Der Bischoff hat Berchtold in seiner Krank- heit nie besucht, war auch nicht beim Begräbnis, auch nicht Herr (Blatter| Blatten?) auf Valerie, noch Blatter im Spittal; da kennt man die frommen Vögel. –
Berchtold hatte nicht grosses Vermögen mehr, weil er schon früher alles hat (verbheilen| vertheilen?) lassen.
Die 12000 Franken, so er noch etwa be- sitzt, hat er 10000 an seines Geschwister Kinder vergabet und die noch übrig bleibenden 2000, der Armen der Stadt, 300 Franken für die gr. Glogge in Möril und 150 Franken an die neuen Fenster in der Kathedral.
Ich wurde, mit dem Stadtpresidenten und Professor Calpini, zum Testamentvollstrecker von Berchtold selbst ernamset; eine lange Arbeit, und alles umsonst. Doch für Berchtold und die thue ich dieses gerne.
Da ich heute noch vieles zu machen habe, so ende mit einm herzlichen Gruss von Mama und deinem Vater Lorenz Justin Ritz