Emetteur: Lorenz Justin Ritz

Destinataire: Raphael Ritz

Lieu d'envoi: Sitten

Date d'envoi: 19-12-1858

Sources complémentaires

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Lettre de Lorenz Justin Ritz à son fils Raphaël à Düsseldorf. Avertissement à utiliser au mieux les talents donnés - Activité de Wilhelm à Brigue avec 80 élèves - Rapport sur les élections municipales à Sion, où il a été réélu avec 366 voix - Il ne vient plus peindre.

Sitten den 19 Dezember 1858.

Liebster Raphael!

Nun ist es wohl einmal an der Zeit, dein werthes Schreiben, Düsseldorf den 15 9ber, worin du mir deine glückliche Ankunft gemeldet, zu beantworten. 

Die Zeit und (Tageserreinisse| Tageserminisse?) sind so monoton, dass ich früher für wahr nicht gewusst hatte, was dir schreiben. Die Tage sind auch sehr kurz, und beim Licht darf ich meine Augen nicht ermüden und so bleibt das Briefeschreiben im Hintergrunde, weil der Tag mir durch andere Arbeiten in Anspruch genohmen werden muss. 

Da nun ein Neuesjahr heranrückt, so wünsche ich dir vor allem, auf das selbe alles wünschens werthe, für hier nieder und für jenseits.

Gott hat dem Menschen die Vernunft gegeben, um selbe zu pflegen, alles Gute sich anzueignen und alles Böse beiseite zu (schieben| schueben?) scheuben schüeben scheüben ; für Schönes und Gutes zu wirken und Schlechtes wo möglich zu hintertreiben, zu vermeiden. Du hast eine schöne Bahn in der Kunst, der himmlischen, ange- tretten. Verfolge selbe herzhaft und mit Muth. Du bist es dem ewigen Schöpfer schuldig, der in dir ein gutes Talent erschaffen. Und du bist es auch dir selbsten schuldig dasselbe zu benutzen, damit zu wuchern.

Die eine Hälfte deiner Tage vielleicht sind schon gezählt und die andere, wünsche ich, du möchtest ebenfalls besorgt sein, selbe zur Ehre Gottes, zur Erbauung und Belehrung dess (Nebmenschen| Nebennechsten?) ? und endlich zu deinem eigenen Nutzen zuzubringen. 

Sich im allen Ernste vornehmen, Gott zu erkennen und zu lieben, dem Publikum durch Kunst und Wissenschaft zu nützen, und endlich auch seine Seele, Ehren, Leib und Gut nicht zu vernachlässigen, ist und bleibt eine schöne würdige Aufgabe des Menschen. 

Daher wünsche ich dir auf das bevorstehende neue Jahr, dein Talent zu förden, deine Ehre und Wohl zu beherzigen und nun nach Höcherem zu streben; die Erkentniss und Furcht Gottes ist der Anfang zur Weissheit. Wer Weise ist, ist auch gut. Auch die liebe Mama, Wilhelm und noch viele andere wünschen dir alles Gute; Gott erhöre uns. 

Dass du glücklich in deinem Düsseldorf wieder angelangt bist, freute mich, freute uns alle; und ich zweifle nicht, dass dieses letzte Jahr, dieser letzte Besuch, dir nicht höchst nützlich sein werde; du wirst für Kunst und Lebensweissheit gleich (beflissen| befliessen?) befleissen beflischen ? sein, den eine schöne Bildung steht auch dem Künstler gut, es rentiert sich doppelt, ist über all angenehm; du wirst die Erfahrungen selbsten machen.

Bei uns ist durchaus nichts Neues. Die Mama ist wohl, ich, den Husten aus- genohmen, auch, dessgleichen auch Wilhelm in Brig. Er ist biss an die Ohren mit seiner Zeichnung beschäfftiget, und haut sich, so gut es geht, durch, hat etwa in die 80 Schüller, unter denen es freilich auch böse Feger gibt, die wenigen Sitter besonders; den von Hier hat man gerade die Schlechtesten nach Brig geschickt; und da wurde alles auf- und angenohmen, um nur recht eine möglichst grosse Zahl zu haben. 

Aus dem Muttenthal und von Stans habe ich nichts Neues; dem Herr Studer in Bern habe ich den Walliser Bothe zugesandt, und Herr Keller in Zürich deine kleine Sammlung frühern Musse- stunden.

Ich sollte auch malen, und kann nicht. Die Kürze des Tages, das Zeichnungsfache und das Munizipalwesen (raubent| raubet?) mir die grösste Zeit. Ich habe gehofft, davon losszuwerden; und wirklich hat es nicht viel gefehlt. Ich meinerseits war ganz entschlossen. Und auch von Seite der Aristokraten wollte mich President Torrente nicht mehr auf der Liste haben, sonder mit Schneider Beilander (nächst| nächt?) näht miht micht nicht mich ? ersetzen. Auch von liberaler Seite arbeiteten Zurbriggen und Gerwer Hauser gegen mich. Das Resultat aber war, dass von 390 Stimmenden Zurbriggen gar keine, Hauser 3, Beilander 60, President Torrente 260 und ich 366 Stimmen (vereinigten| vereinmachten?) verwiergten vermiegten verwiechten vermierchten ?. (Mouthon| Mouthom?) , Lorch, Ducray und Ferdinand Wollf sind draus gefallen, hingegen zum grössten Leidwesen, Herr Doktor Grillet, Rion, Jaques Calpini und (Peter| Victor?) so der ? Deneriaz in dem neue Rath. (Brindlen| Brindler?) , den man auch hat hinaus werffen wollen, Vicekastlan und President de Torrente hat drei Wahlgänge mit Doktor Grillet zu kämpfen gehabt, um endlich nur mit relativer Mehr zwei oder drei Stimmen zu steigen. Doktor Grillet ward nun zum vice Presidenten, gegen Derivaz gewählt. Es war (eine Schlacht| nun schlecht?) eim schlecht ohne gleichen dahier, alle Mittel waren von beiden Seiten gut. Ich bin damit zufrieden, und will nun gern noch zwei Jahr, wan ich das Leben habe, der Gemeinde dienen.

Neues ist über diess; Pierre Déneriaz und die alte Mama Baptist Bonvin sind gestorben. 

Ich ende nun mit vielen Grüssen von allen unsere Freunden, von Mama, Wilhelm und deinen alten Vater / Lorenz Justin Ritz