Absender: Lorenz Justin Ritz

Empfänger: Wilhelm Ritz

Versandort: Sitten

Datum: 29-03-1857

Weitereführende Quellen

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Brief von Lorenz Justin Ritz an Sohn Wilhelm in Brig. Herr Keller in Zürich wünscht von Josef Peter Brindlen die hölzerne Kalendertafel zu kaufen - Seine Nichtwahl in Goms - Gedanken über die Politik - Die so genannten Liberalen sind auch nicht alles - Nachrichten vom Gymnasium von Sitten - In Sitten sind die deutschen Studenten die gröbsten.

1857 Merz den 29. in Sitten

Lieber Wilhelm!!

Ganz kurz berichte dich, du möchtest den Herr Joseph Peter Brindler fragen, was er für einen Preiss der hölzerenen Kallender-tafel mache; den Herr Keller in Zürich, wünschte selbe zu kaufen. Hier über ertheilst du mir bald eine Antwort.

Um den Brief etwas besser auszufüllen, sage ich dir ganz aufrichtig, dass es mir keine grauen Haare macht, in Goms nicht mehr gewählt werden zu sein. Und ich wünsche und bitte dich; gebe dich mit der Politik und den Wahlen nicht zu viel ab; den die Politik, die ich nicht verstanden habe und die auch Du nicht verstehst, hat mir viel Kopfbrechens gemacht und hat mich im Materielen auch viel geschadet. Die sogenannten Liberalen sind auch nicht alles, auch keine aufrichtige Freunde, den auch bei ihnen ist das (| näher als der (| . Herr Brindler in hier hat in Goms den Herr Seiler anempfohlen. Diese Empfehlung soll aber dem Herr Seiler mehr geschadet als genutzt haben. So hat man mir aus Goms geschrieben.Am hiesigen Gymnasium, wird das öffentliche Examen erst gerade vor der Ostervakanz abgehalten werden; im Lyceum weiss man aber noch nicht, in deme noch kein Prefekt gewählt ist. 

Wier sind hier gesund, und unsere Mama fängt an zu gärtnen; sehr viele (Leuthe| Bauthe?) im (Rebwerf| Rebwech?) , besonders dumme (| und falsche Gomser.

Grüsse mir die guten Freunde; kurrigiere dem neuen Zeichnungslehrer nicht zu viel, oder vielmehr recht viel, gebe ihme aber wenig an, dass gleichere den groben Klotzen. Die obern Studenten halten sich selbst in hier darüber auf, dass man dieses Jahr in Brig allerlei treibe und zwar ungestrafft. Ich muss übrigens bekennen dass auch in hier die Deutschen die gröbsten sind.

Mit freundlichster Begrüssung dein Vater Lorenz Justin Ritz.